03 November 2017

Über elementare Höflichkeitsregeln und die Annahme, dass die anderen 7,35 Milliarden gar nicht da sind

In "Per Anhalter durch die Galaxis" heißt es im ersten Band sinngemäß, dass im Universum unfassbar viele Lebewesen wohnen und deswegen der Einzelne in dieser riesigen Menge quasi nicht mehr wahrnehmbar ist. Diese Annahme führt im "Anhalter" zu der Behauptung, dass alle Personen, die uns von Zeit zu Zeit über den Weg laufen, nichts weiter sind als ein Auswuchs unserer gestörten Phantasie.

Ich glaube, dass der Durchschnittsdeutsche dieser Theorie ebenfalls anhängt, aber wahrscheinlich, ohne zu wissen, welcher Annahme er mit seinem Tun folgt. Jedenfalls komme ich täglich mehrmals anhand ihres Verhaltens zu dem Schluss, dass diese Person sich allein auf der Welt wähnt.
Da wird ein gar nicht so großes Auto quer über zwei Parkplätze gestellt, da trifft man auf Bekannte und stellt sich mit ihnen auf einen Plausch zusammen - direkt im Eingangsbereich des vielbesuchten örtlichen Supermarktes. Da wird sich vor den Türen des Zuges oder Busses zusammengerottet, ungeachtet der Tatsache, dass so die Aussteigenden den Zug nicht oder nur schwer verlassen können, an der Supermarktkasse kommt der Moment des Bezahlens immer wieder völlig überraschend, so dass erst dann gründlichst das Portemonnaie auf Kleingeld überprüft wird, nachdem der Einkauf auf verschiedene Behältnisse verteilt ist und ungeachtet der vielköpfigen Schlange hinter sich. Da werden Hunde laufen gelassen oder mit dem Fahrrad fast über den Haufen gefahren (je nachdem, ob der Betreffende Hundehalter oder Radfahrer ist), beim Linksabbiegen wird auf gar keinen Fall für den nachfolgenden Verkehr mitgedacht und deswegen mitten auf der Kreuzung gewartet...

Ich könnte weitere Erlebnisse aufzählen, die meine Theorie untermauern. Aber ich denke, Sie wissen, wovon ich schreibe und könnten selbst die eine oder andere Geschichte beisteuern.

Es ist natürlich auch möglich, dass die beschriebenen Situationen nicht entstehen, weil alle "Per Anhalter durch die Galaxis" gelesen haben und versuchen, das Gelesene im täglichen Leben umzusetzen, sondern dass die Handelnden einfach scheißunhöflich sind und von ihren Eltern eben nicht beigebracht bekommen haben, dass es von Zeit zu Zeit sinnvoll ist, einen Blick in die Runde zu werfen und sich zu fragen, ob das eigene Tun vielleicht gerade einen anderen Menschen in seinem behindert.
Naja. Wie auch. Sie gucken ja mehrheitlich nach unten, auf ihr Display...

Aber wie gehe ich jetzt damit um? Höre ich selber auf, höflich und nach Möglichkeit rücksichtsvoll zu sein, packe meine Ellbogen aus, ramme die Schwachköpfe im Eingangsbereich des Supermarktes wortlos mit meinem Einkaufswagen, fahre mit meinem Autoschlüssel über den Lack des grottig geparkten Kraftfahrzeugs, lasse Frollein Frieda auf marodierende Kleinkinder los oder gönne ihr ab und zu einen Radfahrer als Hundespielzeug, schubse den trödelnden Menschen vor mir an der Kasse einfach um und seine Einkäufe vom Band? 
Das würde mir viel Freude bereiten, ich gebe es zu. Aber ob ich damit einen Lerneffekt bei den Betreffenden erzielen kann, bezweifle ich.


Universum, Planet, Galaxis, Sonde
Ein intergalaktisches Baufahrzeug im Anflug auf die Erde.
Deswegen belasse ich es bei einem Appell an Sie, liebe Leserin, lieber Leser: Wenn Sie ab und zu einmal von Ihrem Smartphone aufsehen, vorausschauend handeln und für andere immer mal wieder mitdenken, können wir vielleicht gemeinsam verhindern, dass die Erde von intelligenteren Lebensformen einfach weggesprengt wird, um einer intergalaktischen Umgehungsstraße zu weichen.

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