31 Dezember 2017

(M) Ein politisch nicht ganz korrekter Jahresrückblick - September

"Wir müssen über die #BTW2017 reden!" befand man bei Twitter. Und tweetete sich ein paar Stunden lang den Wolf. 
Der Aufreger: Die AfD hatte mit um und bei 12% den Einzug in den deutschen Bundestag geschafft. Auch Deutschland konnte also sein rechtspopulistisches Problem nicht in den Griff bekommen - auch nicht, indem alle anderen Parteien einen flotten "Step to the right" gemacht hatten, ganz im Stile des "Time Warp" aus der Rocky Horror Picture Show. Allerdings hatten sie den dringend notwendigen "Jump to the left" vergessen. Und die einzige Partei, die sich bisher noch nicht eines Rechtsrucks verdächtig gemacht hatte, musste ausgerechnet die ebenfalls populistische Frau Wagenknecht vorschicken, damit die ein wenig über Zuwanderungsgrenzen schwadroniert und so die potentielle Wählerschaft aus Abgehängten, sich abgehängt Fühlenden und Politikverdrossenen gewogen macht. Das Problem hierbei: Die Linken werden nur von Intellektuellen und "Studierten" verstanden. Für die anderen sind die wissenschaftlichen Abhandlungen des Parteiprogramms einfach zu verquast, weswegen sie in der Regel nach der Präambel aussteigen würden, wenn sie sich überhaupt dafür interessierten. 
Die AfD hingegen wird verstanden, denn die dort beheimateten Politiker (in der Regel mit Studienabschluss und einem gutdotierten Job) bilden wie die liebste Zeitung der Deutschen ihre Sätze nur mit Subjekt, Prädikat und Objekt. "Wir sind das Volk!", "Ausländer raus!", "Merkel muss weg!". Das wird auch vom blödesten Trottel verstanden. Was der blödeste Trottel nicht mehr liest, ist das Wahlprogramm der AfD, das so ein bisschen ähnlich ist wie das von Trump: Die Reichen reicher, die Armen ärmer machen, Frauen als Brutkasten und - je nach Gehaltsgruppe - mit Steinchen zu behängendes Anhängsel betrachten, all sowas eben.

Was nach der Wahl kam und immer noch kommt, erinnert uns alle an das Werden der Elbphilharmonie und das Nicht-Werden von BER. Und für diejenigen, die finden, dass es jetzt aber endlich eine "echte" Regierung geben muss: Belgien hat nach der Wahl vom Juni 2010 sage und schreibe 15 Monate gebraucht, um eine neue Regierung zu bilden. Wir sind gut in der Zeit! Und mich persönlich freut es sehr, kein Möchtegernunterhosenmodel als Wirtschaftsminister zu haben. 

Achja: Der Schulz-Zug hatte wohl Verspätung. Aber die Chancen stehen gut, dass er als kleines Anhängsel in den GroKo-Bahnhof einlaufen wird.

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