Das ist wichtig, jedenfalls für Menschen, die grundsätzlich höflich, rücksichtsvoll und freundlich sind. Diese Menschen bekommen nämlich keinen Parkplatz in der Nähe des Eingangs, sie werden pitschnass, während sie ihre Einkaufstaschen zu ihrem politisch korrekt geparkten Fahrzeug schleppen, sie werden erst übersehen und dann nicht gehört, und sie stehen immer an der Kasse, an der eine depressive Kassiererin getröstet werden will, oder hinter dem einsamen alten Herrn, dessen Frau vor acht Jahren gestorben ist und der zuhause keinen Gesprächspartner hat.
Wenn Sie sich gerade angesprochen fühlen und auf all das keine Lust mehr haben, müssen Sie Unhöflichkeit, Ignoranz und Rücksichtslosigkeit trainieren. Das ist nicht leicht, aber machbar. Sie können sich an den anderen 80% um sich herum orientieren oder von wirtschaftlichen und politischen Eliten lernen. Die können das von der Pike auf. Sie können aber auch diesen kostenfreien Online-Kurs mitmachen.
Wir fangen gleich heute mit der ersten Lektion an: Herumbrüllen, wo niemand Sie hört. Gehen Sie spazieren. Ja, es ist kalt und feucht draußen! Aber ich habe auch nicht behauptet, dass Sie einen Kindergeburtstag vor sich haben; Ignoranz und Unhöflichkeit fällt einem Menschen wie Ihnen nicht einfach in den Schoß, sondern will hart erarbeitet werden. Also los. Ziehen Sie sich warm an und gehen Sie raus. Suchen Sie sich einen Platz, an dem weit und breit niemand zu sehen ist, denken Sie an eine Situation, in der Sie sich fürchterlich über jemanden geärgert haben, und steigern Sie sich so richtig hinein. Spüren Sie, wie Ihre Herzfrequenz steigt, wie Ihnen warm wird, sehen Sie die Person vor Ihrem inneren Auge, machen Sie sie groß und laut, tun Sie alles, um sich so richtig aufzuregen.
Und dann brüllen Sie los. Schreien Sie: "Du blödes A...!", drohen Sie: "Ich schlage Dir gleich so in die Fresse, dass Du Deine Zähne vom Asphalt aufsammeln kannst!", lassen Sie alle Schimpfwörter heraus, die Ihnen so einfallen. Wenn Sie mögen, können Sie auch noch mit dem Fuß aufstampfen oder sich einen hilflosen Ast suchen, an dem Sie herumzerren.
Das macht Spaß! Das tut gut! Wenn Ihr Gegner vor Ihrem inneren Auge bereits blutüberströmt vor Ihnen am Boden liegt, haben Sie alles richtig gemacht. Dann dürfen Sie wieder nach Hause gehen.
Diese Übung machen Sie ab heute mindestens einmal am Tag. Dass Sie etwas gelernt haben, werden Sie wissen, wenn Sie das nächste Mal Ihren Kollegen anbrüllen, dass er gefälligst die Klappe halten und Sie arbeiten lassen soll. Oder den Volldeppen abpassen, der mit seiner gummibereiften Kasperkiste zwei Parkplätze einnimmt, und ihm sehr deutlich sagen, dass er gefälligst Parken lernen soll.
Dann, aber erst dann, ist es Zeit für Lektion 2.
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