12 Januar 2018

Herumbrüllen und auf Behindertenparkplätzen parken - Lektion 5: Parken auf Behindertenparkplätzen


Sie haben Zwischenbilanz gezogen, die Zeit bis heute genutzt und noch ein wenig geübt? Sie haben sich vielleicht sogar in bekanntes Terrain gewagt und sich an Orten schlecht benommen, an denen man Sie kennt? Chapeau! Vielleicht wird sogar noch ein/e Politiker/in aus Ihnen! 

Seien Sie zuversichtlich: Wenn Sie alle Lektionen gründlich geübt haben, wird es Ihnen leicht gelingen, alles Leben außerhalb Ihrer eigenen Nasenspitze vollständig zu ignorieren!
 
Heute ist es soweit - eine Königsdisziplin von Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr erwartet Sie.


Handicap-Parkplatz, Anmelden, LackiertBevor Sie loslegen dürfen, stellen wir gemeinsam ein paar Vorüberlegungen an. Achten Sie doch einmal darauf, wie viele Behindertenparkplätze es in Ihrer Stadt bzw. in Ihrem Viertel gibt. Haben Sie auch das Gefühl, dass der ohnehin knappe Parkraum mit diesen blauen Schildern weiter eingeengt wird? Dass es nie im Leben so viele Behinderte gibt wie Parkplätze? Dass diese Parkplätze doch eigentlich nur entstanden sind, weil einige grüne Gutmenschen und Besserverdiener den Verkehr aus den Innenstädten vertreiben wollen? Fühlen Sie sich nicht schon lange benachteiligt, wenn Sie einmal mehr auf der Suche nach einem freien Parkplatz Ihre Runden drehen? Wenn Sie Ihre Getränkekisten von ganz weit weg zum Auto schleppen müssen, weil die Parkplätze direkt vor dem Eingang für Behinderte und Familien freigehalten werden? 

Werden Sie wütend. Schimpfen Sie. Nehmen Sie sich vor, es denen jetzt aber mal so richtig zu zeigen. Aber freuen Sie sich auch ein wenig, denn jetzt wird Ihr Leben wieder aufregend.

Jetzt sind Sie in der richtigen Stimmung für die Praxis. Setzen Sie sich hinter das Steuer, fahren Sie zum nächsten Supermarkt und parken Sie mitten auf einem dieser Behindertenparkplätze. Sie finden keinen Platz mehr, weil dort schon ein paar SUVs und Luxuslimousinen stehen? Ja, glauben Sie denn, Sie wären der Erste, der diesen Kurs absolviert? Fahren Sie einmal um den Block und versuchen Sie es wieder.

Auto, Fahrzeug, ParkplätzeMann, Anzug, Männlich, Geschäft
Erfolgreiche Absolventen.
Steigen Sie aus und seien Sie sich der bösen Blicke gewiss, die Sie jetzt treffen werden. Vielleicht hören Sie auch jemanden zischeln: "Der/die ist ja gar nicht behindert!" Jetzt kommt Ihnen das Erlernte zugute. Sie ignorieren Blicke und Gezischel, grüßen natürlich nicht und marschieren hocherhobenen Hauptes und auf Ihren eigenen beiden Beinen in den Supermarkt. Dort kaufen Sie aber nicht ein, sondern bleiben im Eingangsbereich stehen und achten auf die Reaktionen der Vorbeikommenden und derer, die auch auf dem Behindertenparkplatz parken wollten, jetzt aber keinen Platz mehr finden. Das härtet ab.

Diese Übung machen Sie ein paarmal hintereinander. Außerdem legen Sie während der nächsten Tage und Wochen etwas Geld zurück, denn wir wollen noch einen Schritt weitergehen: Parken auf einem öffentlichen Behindertenparkplatz. Das kostet Geld, wenn Sie erwischt werden. 
Abschleppwagen, Kleinwagen, Pkw, Auto
Das kostet auch extra.
Wenn Sie es besonders gut machen wollen, bezahlen Sie erst einmal nicht, nehmen die Mahngebühren in Kauf und überweisen Wochen später ohne Angabe des Aktenzeichens. Oder, wenn Sie die Politesse inflagranti erwischen, machen Sie sie so richtig nieder. Beschimpfen Sie sie, das System und überhaupt alle, die vorbeikommen. Brüllen Sie ordentlich herum (Lektion 1). Für die Anzeige wegen Beamtenbeleidigung und/oder Nötigung brauchen Sie dann auch wieder etwas Geld.

Sie haben es fast geschafft. Morgen schreiben wir noch einen Test. Wenn Sie den bestehen, bekommen Sie von mir ein Zertifikat. Das legen Sie gut sichtbar aufs Armaturenbrett.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen