09 Januar 2018

Herumbrüllen und auf Behindertenparkplätzen parken lernen - Lektion 4: Unangenehm auffallen in der Sauna

Wie waren die letzten Tage für Sie? Hatten Sie Spaß? Haben Sie zeitweise Ihre gute Kinderstube vollkommen vergessen und nach Herzenslust herumgepöbelt? Ist es Ihnen inzwischen egal, ob Sie mit Ihrem Verhalten andere stören, belästigen oder ihnen den Platz wegnehmen? Dann sind Sie auf einem guten Weg und haben sich die nächste Lektion verdient.

Wir verlassen dafür Parkplätze, Feldwege, Naherholungsgebiete und die Fußgängerzone und begeben uns in die nächste Sauna. 
Sauna, Frau, Mädchen, Saunieren
Nichts da - hier wird gearbeitet!
Der pädagogische Hintergrund dieser Lerneinheit erschließt sich Ihnen nicht? Sie sind sich nicht sicher, ob Sie schon eine Belohnung verdient haben? Glauben Sie mir, Sie werden sich nicht erholen, sondern recht bald merken, dass schlechtes Benehmen ohne Bekleidung eine signifikante Steigerung des Schwierigkeitsgrades ist.

Wenn Sie mögen, würzen Sie am Vorabend Ihre Mahlzeit mit einer ordentlichen Portion Knoblauch. Ihre Saunautensilien verstauen Sie bitte in einem ausrangierten Rollkoffer.

Gleich beim Parken haben Sie die Gelegenheit, den Stoff aus Lektion 3 zu wiederholen. Die Behindertenparkplätze, die sich direkt vor dem Eingang befinden, belegen Sie bitte noch nicht. Alle anderen neu gelernten Verhaltensweisen wenden Sie gern an.

Im Umkleidebereich angekommen halten Sie Ausschau nach den Familienumkleiden. Eine davon gehört Ihnen; die bieten nämlich viel mehr Platz als diese engen Einzelkabinen, und Sie wollen ja von vornherein alles richtig machen. Falls Sie übrigens selbst Kinder haben: Bringen Sie sie mit. Alle! Sorgen Sie im Vorfeld dafür, dass die Kleinen eine gewisse Grundquengeligkeit zeigen; vielleicht wecken Sie sie in der Nacht vor dem Saunabesuch einfach immer mal wieder auf. Je nach Ihrem Temperament und Erziehungsstil (autoritär oder Waldorf) schreien Sie Ihre Kinder entweder an oder lassen diese herumlärmen, ohne einzuschreiten.
Aber wem sage ich das! Sie lernen doch jeden Tag in Schule und Kindergarten von Eltern, die diesen Kurs bereits erfolgreich absolviert haben, wie man den Nachwuchs in Miniterroristen verwandelt.

In der Dusche angekommen ist es Ihre Aufgabe, möglichst viel Platz mit Ihren Saunautensilien zu belegen. Frisch und sauber ziehen Sie dann Ihren Rollkoffer hinter sich her, lassen bitte keine Bodenwelle aus und belegen mindestens zwei Liegen im Ruhebereich. Diese sind vorher ein paarmal hin- und herzuschieben, bis Sie mit der Position zufrieden sind.
Dann suchen Sie den Saunameister und bitten ihn um eine Führung. Das tun Sie nackt und laut. Falls Sie Ihre Kinder dabeihaben, lassen Sie sie ruhig herumlaufen und den Saunabereich erkunden. Selbstverständlich geben Sie ihnen die Erlaubnis, alle Türen aufzumachen, die sie interessieren.

Jetzt ist es Zeit für den ersten Saunagang. Sorgen Sie dafür, dass man Ihr Eintreten wahrnimmt! Rufen Sie ein fröhliches "Hallo! Hier ist es aber schön warm!" in die Runde, klettern Sie über ein paar liegende Körper hinweg und machen Sie dabei so viele Geräusche wie möglich. Dann legen Sie sich hin und fangen an zu schnaufen. Kratzen Sie sich ausgiebig, verteilen Sie ruhig ein bisschen Schweiß im Raum und wechseln Sie häufiger Ihre Position.

Für das heutige Sternchen kommen Sie zum Aufguss entweder gemeinsam mit oder kurz nach dem Saunameister, schieben sich durch die gut gefüllten Reihen und setzen sich in die hinterste Ecke, möglichst nach ganz oben. Gleich nach dem ersten Aufgießen schnaufen Sie wieder, teilen laut mit, dass es Ihnen aber viel zu heiß ist, verlassen die Sauna und lassen die Tür auf.

Robben, Kampf, StreitGut gemacht! Sie sind jetzt gerüstet für den Behindertenparkplatz und den längst fälligen Streit mit Ihrem Nachbarn.

Hatte ich eingangs erwähnt, dass Sie möglichst eine Sauna in mindestens 100 km Entfernung besuchen sollten? Wenn einen niemand kennt, ist man doch etwas mutiger.

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