20 Februar 2018

Ironiemodus "On" oder "Ein guter Witz sollte nicht erklärt werden müssen."

Ich erzähle gern einmal einen Witz und war bisher immer der festen Überzeugung, ich könne das recht gut.

Es gibt ja diese verhinderten Witzeerzähler, die zu erzählen beginnen und entweder währenddessen die Pointe vergessen oder feststellen, dass sie sie nie gekannt, aber zu Anfang ihres Vortrages vergessen, dass sie sie vergessen haben und mittendrin kurz noch einmal darüber nachdenken müssen. Das sind diese peinlichen Momente, in denen der Erzählende sagt: "Also, der Witz ging so... Nein, warte, warte, in Wirklichkeit ging er so... Aber das Ende, ne, warte mal, das war so..." 
Apokalypse, Untergang, Ende, Download 
Und dann sitzt man da als Zuhörerin, schämt sich ein wenig fremd und weiß ganz genau, dass es egal ist, ob dem Gegenüber die Pointe noch einfällt oder nicht, man wird nicht mehr darüber lachen können, weil man einfach zu lange gewartet hat. Trotzdem fehlt meistens der Mut, dem Witzeerzähler zu sagen, dass er das Witzeerzählen doch lieber lassen und sich einer erfolgversprechenderen Tätigkeit zuwenden möge.

Ich behaupte noch einmal: Ich kann Witze erzählen! Und weil ich ein sehr gutes Gedächtnis habe, kann ich mir in der Regel auch die Pointe merken. 

Außerdem bin ich sehr gern ironisch; und auch in diesem Punkt war ich immer der festen Überzeugung, dass meine Ironie deutlich erkennbar wäre. Ist sie aber offensichtlich nicht, denn ich erlebe immer wieder, dass meine ironischen Anmerkungen entweder ernst genommen und dementsprechend darauf eingegangen wird oder dass sie von vornherein für Unverständnis sorgen. So schreibe ich zum Beispiel in meinem anderen Blog über meine Erlebnisse mit Fitness-Apps und Ernährungskonzepten. Ironisch. Trotzdem erhalte ich häufig den wertvollen Tipp, dass ich "nur durchhalten" müsse, dann würde es auch mit Fitness und Ernährung und dem schönen Körper klappen. Hmpf. Auch die Tatsache, dass mir immer mal wieder Menschen folgen, die genau das, worüber ich mich ironisch bemerke, zum (ernsthaften) Lebensthema gemacht zu haben scheinen, macht mich ein wenig skeptisch, ob meine Ironie angekommen ist.

Noch schlimmer ist es mit meinem lieben Mann: Da baue ich inzwischen die Erklärung meines Witzes gleich mit ein, weil ich weiß, dass er mich sonst wahrscheinlich nicht versteht. Das ist zwar zutiefst frustrierend, aber wahrscheinlich diesem grundsätzlich Nichtverstehen zwischen den Geschlechtern geschuldet. Oder werden Sie von Ihrem Mann verstanden??? 

Da nach meinem Dafürhalten die Verantwortung für die korrekte Übermittlung einer Botschaft beim Sender liegt, fürchte ich, dass ich an Wortwahl und Aussprache noch arbeiten muss. Ich kann ja schließlich nicht immer ein Blinklicht mit mir herumtragen, das bei ironischen Bemerkungen aufleuchtet! Wie sähe das denn aus?

Kontrolllampe, Blitz, Rot, Straßenbau
Ungefähr so.

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