18 Februar 2018

Warum Frauen schwerhörig werden und Männer stets fokussiert sind

Darüber, dass der Mann an sich nicht besonders viel von seiner Umgebung mitbekommt, wenn er mit etwas vermeintlich Wichtigem beschäftigt ist, hatte ich mich ja schon öfter bemerkt. Hier zum Beispiel: https://denkversuche.wordpress.com/2018/01/23/ich-habe-ihn-abgemurkst-und-er-hat-gar-nichts-gemerkt/. Und hier auch: https://denkversuche.wordpress.com/2017/11/07/liebling-wie-war-dein-tag/.

Aber genug der Selbstzitate; Sie haben spätestens jetzt eine Vorstellung, wovon ich schreibe, wenn ich schreibe, dass ER nicht zuhört. Er ist beschäftigt. Er hat nur Kapazität für jeweils eine Tätigkeit zur Zeit. Positiv ausgedrückt: Er ist fokussiert.

Ohr-Symbol, Ohr, Anhörung, Ohr-Phänotyp
Männerohr. Hermetisch gegen Außenreize abgeriegelt.
Da ich es nicht ändern kann, habe ich beschlossen, es gut und nachahmenswert zu finden, ganz nach dem Prinzip: "Change it, love it or leave it." "Love it." ist meiner Ansicht nach ohnehin in den meisten Fällen die für alle Beteiligten sozialverträglichste Wahl; GroKo, Korruption, #metoo, Sozialpädagoginnen und Windräder in Naturschutzgebieten mal ausgenommen.

Ich habe also versucht, als "Allesmerkerin" Fokussiertheit nachzuahmen. Falls Sie auch zu den 25% der Bevölkerung gehören, die gar nicht anders können, als alles um sich herum wahrzunehmen, wissen Sie, dass es viel anstrengender ist, das zu lassen als einfach damit zu leben. Es ist vergleichbar mit dem Befehl: "Denken Sie jetzt auf gar keinen Fall an einen rosa Elefanten im Tütü!" (Na, welches Bild erscheint vor Ihrem inneren Auge?)

Wenn Sie zu den fokussierten Wenigmerkern gehören, die nur das mitbekommen, was sie gerade tun, wissen Sie jetzt überhaupt nicht, wovon ich schreibe. Aber das ist nicht schlimm, weil Sie ja bestimmt sowieso gerade mit der Einrichtung irgendeines technischen Kleingerätes beschäftigt sind. Ich wollte Sie der Höflichkeit halber trotzdem in meine Überlegungen einbeziehen.

Ohr, Ohrmuschel, Hören, Zuhören, Zuhörer
Frauenohr. Stets aufnahmebereit.
Ich habe also geübt, nichts zu merken. Weil ich ja trotzdem viel gemerkt habe, lief es darauf hinaus, dass ich das, was ich gemerkt habe, zu ignorieren versuchen musste. Das ging ungefähr so:
Ich, in der Speisekammer, Karotten suchend.
Der Mann: "Liebe Frau...??"
Ich, weiter Karotten suchend, meinen lieben Mann ignorierend.
Der liebe Mann: "Hallo, hörst du mich?"
Ich, wortlos die Speisekammer verlassend.
Der liebe Mann: "Ja, hast du mich denn nicht gehört?"
Ich: "Nö." Die Speisekammerbretter bogen sich ob meiner kleinen Schwindelei.
Der liebe Mann: "Bekommst du jetzt Probleme mit den Ohren?"
Ich: "Mag sein. Was war denn?"
Der liebe Mann trug sein Anliegen vor, nicht ohne noch einmal darauf hinzuweisen, dass gerade mal die Speisekammertür zwischen ihm und mir gewesen sei und er normal laut gesprochen hätte. Ich verkniff mir, ihm zu sagen, er möge sich dem Gedanken öffnen, dass auch andere Menschen mit dem, was sie gerade tun, sehr beschäftigt sind und deswegen ihre Umgebung, wenn überhaupt, akustisch nur schemenhaft wahrnehmen. Okay, Möhren suchen mag von der Wichtigkeit des Tuns hinter "Ich mache Dinge mit meinem Smartphone." rangieren. Sei's drum!

Ob ich schwerhörig werde? Mitnichten! Aber ich werde trotzdem tapfer weiter das Nichthören und Nichtmerken üben - und eines Tages gehöre ich dann vielleicht zu den 75% der Menschen, die so wunderbar um sich selbst kreisen können, dass es eine Wonne ist, ihnen dabei zuzusehen.

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