10 Februar 2018

Warum ich so fahre, wie ich fahre:

Immer, wenn ich in eine vorfahrtberechtigte Straße einbiegen will und gerade darauf warte, dass ich das tun kann, und wenn ich dann von Weitem einen SUV sehe, dann sage ich zu mir: "This is Opa im Auto mit rückenfreundlichem Einstieg auf dem Weg zum Arzt oder Orthopädiefachgeschäft; wenn ich dem jetzt seine Vorfahrt lasse, wird er mich stundenlang aufhalten, weil er so schleicht, ich werde mich fürchterlich aufregen, mir davon den Tag vermiesen lassen und wieder solche beängstigenden Phantasien von abgetrennten Gliedmaßen in der Schrottpresse haben." Dann nehme ich dem SUV schnell die Vorfahrt. Sie verstehen das, oder?

Gleiches gilt für aus der von mir so definierten Ferne herannahende LKW. Bevor die vor mir auf der Kreuzung stehenbleiben, weil ihre Fahrer zu blöd sind, das Navi während der Fahrt zu bedienen, mich und alle hinter mir blockieren, was mich so unglaublich wütend macht, dass ich wieder die Äxte... Auch hier husche ich gern einmal kurz vor dem LKW aus meiner Seitenstraße. Manchmal hupen die dann, und ich wundere mich jedesmal, wie laut so eine LKW-Hupe doch sein kann. Kein Wunder, dass die mein Hupen ignorieren, wenn sie vor mir die Kreuzung...

Sie fragen sich, ob ich womöglich auch zu diesen Menschen gehöre, die immer viel zu dicht auffahren? Das kommt darauf an. Habe ich vor mir den SUV mit dem Rentner drin, lasse ich das. Erfahrungsgemäß sind die Jungs nicht nur auf dem Weg zum Arzt, sondern gemeinsam mit Gymnasiallehrern in Volvo-Kombis, Finanzbeamten im Skoda  oder pensionierten Polizisten in der A-Klasse auch in erzieherischer Mission unterwegs und schon mit einem gewissen Altersstarrsinn ausgestattet. Die werden eher noch langsamer, wenn sie beim Blick in den Rückspiegel feststellen, dass die Hinterfrau genervt ist.

Dinosaurier, Spiegel, Außenspiegel
Ungefähr so genervt...
Nein, da warte ich lieber auf eine gute Gelegenheit und überhole entweder rechts oder auf dem Linksabbieger; damit rechnen sie nämlich nicht!

Ganz anders ist es natürlich, wenn ich vorn bin. Erst heute musste ich wieder feststellen, dass alle anderen bei anderem Wetter unterwegs sind als ich. Es hatte ein paar Stunden geschneit hatte. In solchen Fällen sage ich mir: "Fahr langsam, meine Liebe, es ist glatt." Alle anderen scheinen sich zu sagen: "Jede Schneeflocke, die ich sehe, ist nur ein Auswuchs meiner gestörten Phantasie, und unter meinem Auto ist alles gut!" So manch einer kriecht mir dann fast in meine Brötchenkörbe hinein.
Verkehrszeichen, Usa, Mühe, Ärger
"Trouble" - mein zweiter Vorname, wenn man mich bedrängt.
Das kann ich gar nicht leiden, und dann fahre ich extra langsam - und sagen Sie jetzt nicht, das hätte Ähnlichkeit mit dem Verhalten des Rentners im SUV! Hat es nicht, weil ich es bin. Ich weiß ja im Gegensatz zu allen anderen schließlich, was ich hinter dem Lenkrad tue.

Tatsache ist - und vielleicht kennen Sie diese These und wenden sie auch in Ihrem Autofahrerleben an -, dass immer da, wo ich gerade bin, auch das richtige Verhalten im Straßenverkehr ist. Bin ich vorn, und man fährt zu dicht auf, ist man ein Verkehrsrowdy. Bin ich hinten, und man fährt zu langsam, ist man ein Schnarchzapfen. Stehe ich als Zweite an der Kreuzung und man fährt nicht los, weil die Straße nicht frei zu sein scheint, ist man eine feige Socke. Stehe ich als Erste an der Kreuzung und fahre nicht los, bin ich vorsichtig und rücksichtsvoll.

Seien Sie versichert: Ich bin die gelungene Mischung aus Mutter Theresa, Mahatma Gandhi und Einstein am Steuer eines Lieferwagens.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen