
Nach gründlicher Untersuchung des Sprechzimmers stellte man fest, dass der oder die Täter keinerlei Spuren hinterlassen hatten. Da die Sprechstundenhilfe bereits mittags in den Feierabend ggegangen war, gab es auch keine Zeugen für die Tat. Laut Terminkalender war die letzte Patientin um 14.00 Uhr bestellt gewesen und würde schnellstmöglich befragt werden.
Der Gerichtsmediziner grenzte nach ersten Untersuchungen die Todeszeit auf "zwischen 18.00 Uhr und Mitternacht" ein und vermutete, dass sich in der Spritze ein Betäubungsmittel befunden hatte, da bis auf das durch den Bohrer verursachte Loch in der Schädeldecke keinerlei Verletzungen finden ließen. Die zum Aufsatz gehörige Bohrmaschine fehlte, ein Fabrikat konnte nicht festgelegt werden, da es sich beim Aufsatz um ein No-Name-Produkt handelte, das in alle handelsüblichen Maschinen passte. An der Form war allerdings erkennbar, dass es sich um einen Mehrzweckbohrer handelte.
Fingerabdrücke wurden nicht gefunden, ebensowenig gab es Anzeichen eines Kampfes. Der Psychiater hatte seinen Mörder entweder gekannt oder keine Chance zur Gegenwehr gehabt.
Die Befragung der Nachbarn ergab keine weiteren Erkenntnisse, und so schickten sich die Kriminalbeamten an, die Patienten, die aktuell bei Herrn Dr. Himmelwärts in Behandlung gewesen waren, aufzusuchen.
Doch auch hier konnte niemand hilfreiche Angaben machen. Es stellte sich zwar heraus, dass der Psychiater die Mehrheit seiner Patienten zu behandeln schien, als hielte er sich für einen Allgemeinmediziner (rein, neues Medikament verschreiben, raus), aber das war gängige Praxis und wohl kaum ein Motiv für einen Mord. Auch die letzte Patientin konnte glaubhaft machen, dass sie sich aufgrund ihrer Angststörung zu einer Gewalttat nicht in der Lage sah. Sie sei froh, wenn sie das Haus für den Wocheneinkauf verlassen könne, versicherte sie.

Wochen später gab es noch immer keine Spur von einem Täter oder einem Motiv. Dr. Himmelwärts war zwar nicht besonders beliebt bei seinen Patienten, aber für einen Mord hätten diese Aversionen kaum gereicht - zumal die meisten von ihnen unter Depressionen zu leiden schienen, dem neuen Schnupfen der Zivilgesellschaft. Depressive bringen niemanden um, befanden die Ermittler nach unzähligen Befragungen von durch die Gabe von Antidepressiva mehr oder weniger sedierten Patienten.
Monate später wurde der Fall als "bisher ungelöst" zu den Akten gelegt. In einem Ein-Zimmer-Appartment ganz in der Nähe der Praxis hantierte derweil die Bewohnerin mit einem Chemiebaukasten und mehreren Reagenzgläsern,

Nach mehreren Telefonaten gelang es ihr, einen Termin mit einem Psychiater in der 120 Kilometer entfernten Großstadt zu vereinbaren.
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