wir haben lange nichts mehr voneinander gehört. Das heißt, ich höre von Ihnen ja sowieso nichts - aber Sie lesen immerhin von mir; nur eben nicht während der letzten vier Wochen.
Ich hatte Mitteilungsfasten. Ostern ist vorbei, damit auch diese alberne Fasterei, und da ich grundsätzlich antizyklisch unterwegs bin, habe, statt zu fasten, einfach vier Wochen lang die Finger stillgehalten und stattdessen an der Weltformel gearbeitet. Ich stehe kurz vor dem Durchbruch.
Haben Sie mir das gerade geglaubt?
Es war gelogen. Aber das mit dem Mitteilungsfasten nicht. Ich musste herausfinden, wie wichtig es mir ist, etwas von mir zu erzählen. Oft habe ich nämlich das Gefühl, dass mein kleines Leben aber auch sowas von uninteressant ist und ich im Grunde genommen nicht einmal meinen lieben Mann mit den Berichten vom Tagesgeschehen vom Hocker reisse - wie sollte es da Sie interessieren???
Nun, heute bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich trotz dieser Bedenken ein Mensch mit Mitteilungsbedarf bin. Was ich lernen durfte während der letzten Wochen war, dass dies nicht zwingend zu einem Anspruch auf das Interesse anderer führt.
Nachdem das jetzt klar ist, kann ich wieder munter drauflosschreiben. Sie lesen mich oder eben nicht. Es interessiert Sie oder nicht. Sie kommen wieder oder bleiben weg. Ist alles Ihnen überlassen. Trotzdem möchte ich Ihnen an dieser Stelle schreiben, dass ich mich immer freue, wenn Sie da sind. Nicht wegen meines Mitteilungsbedarfs, sondern wegen Ihnen.
Jetzt aber zu Ibbenbüren.
Da habe ich am Donnerstag Waffeln hingekarrt. |
Aber deswegen ist Ibbenbüren nicht wichtig. Es ist der Geburtsort eines mir sehr sympathischen Menschen, den ich ein wenig aus den Augen verloren hatte. Also nahm ich meine donnerstägliche Eisdielenbedarfstour zum Anlass, ihm einen Gruß via WhatsApp zu übermitteln - aus Ibbenbüren.
Er antwortete noch am gleichen Abend, freute sich, dass ich mich an seinen Geburtsort erinnerte und äußerte den Wunsch, ich möge ein unabhängiges Leben führen.
Seitdem denke ich darüber nach. Nicht ununterbrochen, aber es beschäftigt mich. Führe ich ein unabhängiges Leben? Was ist ein unabhängiges Leben? Woran erkenne ich, dass ich unabhängig bin?
Unabhängigkeit war neben Freiheit immer mein größter Wunsch - oder sollte ich schreiben: mein größtes Streben? Und jetzt bin ich über meine Lebensmitte hinaus, über den Teil meiner Entwicklung, in dem ich Träume hatte, sowieso, und ich weiß nicht, ob ich es bin. Unabhängig.
Wovon ich schon immer relativ unabhängig bin, sind bedruckte Papierscheinchen und Zahlen auf dem Bildschirm. Okay, ich gebe es zu, kurz habe ich mich von der vermeintlichen Sicherheit des öffentlichen Dienstes korrumpieren lassen. Aber glauben Sie mir, wenn ich noch einmal die Wahl hätte, mich für ein wirklich widerliches System zu prostituieren oder mit Rückenschmerzen zu arbeiten, würde ich mich - Stand heute - für die Rückenschmerzen entscheiden. Ist das Unabhängigkeit?
Puh... Da habe ich wirklich eine Denksportaufgabe geschenkt bekommen - vielen Dank dafür, lieber G.! Ich werde fortan Ibbenbüren immer mit der Frage verbinden, ob ich ein unabhängiges Leben führe und dabei jedesmal an Dich denken. Das nenne ich mal eine Form von Unsterblichkeit!
Wie ist es mit Ihnen? Sind Sie unabhängig? Was ist Unabhängigkeit für Sie? Ist sie Ihnen überhaupt wichtig? Und sehen Sie es womöglich ähnlich wie ich: Die Unabhängigkeit kann einem einerseits sehr am Herzen liegen, und trotzdem irgendwie aus dem Blick verscheinden. Seltsam, irgendwie...
Ja, ich weiß, ich bin gerade nicht witzig. Und ich habe nicht vor, mich dafür zu entschuldigen. Sie können ja weiterklicken, wenn es Ihnen langweilig wird. Gibt ja auch schöne Lifestsyle-Blogs hier. Und Katzenbilder.
Ist das Unabhängigkeit???
Das zeigt Pixabay unter dem Stichwort "Unabhängigkeit". Ist ja auch irgendwie Mist... |
Da finde ich die Vorschläge unter "Freiheit" doch ansprechender. |
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