Etwas über Bad Oeynhausen

Wie komme ich ausgerechnet auf Bad Oeynhausen? Weil diese Stadt die schwachsinnigste Verkehrsführung hat, die man sich nicht vorstellen könnte, wenn man nicht mittendrin steht. STEHT, wohlgemerkt! Dort wartet man nämlich seit vielen, vielen Jahren auf den so genannten Lückenschluss der A30, die vor den Toren Bad Oeynhausens eine Unterbrechung erfährt - seit mindestens 33 Jahren.

Das Bild ist der Seite "Straßen.NRW.de" entnommen worden.

Ich jedenfalls stand dort schon Mitte der 80er im Stau, wenn ich meine liebe Freundin, die in Osnabrück in einer Kosmetikschule kaserniert war, besuchen wollte. Man kommt von der A2 und will nach Osnabrück oder sogar nach Amsterdam, oder man kommt aus Amsterdam und will nach Hause. Kurz vor Bad Oeynhausen ist es mit der Weiterfahrt erst einmal vorbei, denn die Autobahn endet hier, wird zur Bundesstraße 61 und führt als diese mitten durch die Stadt, mit Ampeln und auf zwei Spuren. Ca. 50.000 Fahrzeuge - Lastwagen inklusive - wölltern sich täglich durch den geplagten Ort.

Die Seite "Straßen.NRW.de" nennt die folgenden "Meilensteine" (vorher gab es keine; da gab es nur den Stau): 

• "Planfeststellungsbeschluss der Bez. Reg. Detmold: 02.01.07
• Rechtskraft durch Urteil BVerwG Leipzig: 09.07.08
• 1. Spatenstich A30: 22.10.08
• Baubeginn der Bauwerke B61n: 01.06.09
• Fertigstellung B61n: 14.05.12"

Man steht also vor sich hin, schaut in die Führerhäuser der verschiedenen LKW, tauscht tiefe Blicke mit anderen Lieferwagenfahrern, zuckt ab und zu die Schultern, schüttelt den Kopf, versucht auf begrenztem Raum eine Stretchingeinheit unterzubringen, sucht einen Sender, der Musik zum lauten Mitsingen spielt und sieht ab und zu in den Rückspiegel, um die neu hinzugekommenen Falten zu zählen.
Ich könnte mir vorstellen, dass diejenigen, die aus Holland kommen, spätestens am anderen Ende von Bad Oeynhausen völlig bekifft sind. Mein Rekord liegt bei eineinhalb Flaschen River Cola Zero. Ohne Kiffen. Ehrlich!

Die Neue Westfälische schrieb übrigens am 18.02.2017, dass die Umgehung 2018 fertig werden könnte. "Könnte" ist Konjunktiv.  Der Konjunktiv wird in der deutschen Sprache für Situationen, die nicht real, sondern nur möglich sind, verwendet, z. B. wenn man sich etwas vorstellt oder wünscht. Und weil Wünsche nicht immer in Erfüllung gehen, informiert die gleiche Zeitung am 28.03.2018, dass es in 2018 doch keine Freigabe geben werde. Eine Brücke sei schuld.

Bad Oeynhausen befindet sich übrigens im Kreis Minden-Lübbecke und gehört damit definitiv zu Ostwestfalen. Sie kennen meine Haltung zu diesem Landstrich (der durchaus seine hübschen Seiten hat, nur nicht auf der B61 in Bad Oeynhausen), und sollte der von mir hochgeschätzte OWL-Phobiker hier mitlesen, könnte das Wasser auf seine Mühlen sein.

Der langen Rede kurzer Sinn: Fahren Sie nicht über A2 und A30 nach Osnabrück oder Amsterdam - es sei denn, Sie wollen mit einem osteuropäischen Lastwagenfahrer anbandeln oder endlich einmal in Ruhe den "Herrn der Ringe" als Hörbuch an einem Stück genießen.