08 Mai 2018

Ich werde mit den dicken Autos einfach nicht fertig!

"Dicke sind in!" hieß es kürzlich im Radio bei einer dieser von einem munteren männlich-weiblichen Moderatorenduo präsentierten Vor- oder Nachmittagsshows mit für das arbeitende und staustehende Volk verdaubarem Informationsanteil.
Kurz darauf stellte es sich heraus, dass von dicken Kraftfahrzeugen die Rede war, angeführt von den so genannten SUV*. 
Es ging also um die wundersame Vermehrung dieser SUV und das dem folgende Größenwachstum auch aller anderen Fahrzeuge. 

Das wundert mich nicht! Denn es sind ja auch Dicke in, also die auf zwei Beinen, die drinsitzen. 

Sumoringer, Athlet, Ringer, Halle, Sport
Diese Dicken sollen und wollen so aussehen. Was man von den meisten anderen nicht behaupten kann...
Und die brauchen viel mehr Platz als ein schlanker Langstreckenläufer oder eine wohlgestalte Pilates-Anhängerin. 
Zweitens ist das Bedürfnis nach passiver Sicherheit gestiegen, was eben auch dazu führt, dass die Menschen mehr Blech um sich herum haben wollen. Auch das wundert mich nicht. Denn es sind ja genügend Schwachköpfe und Amateure unterwegs. Da verspüre auch ich, die ich mitnichten eine Anhängerin dieser Blechriesen bin, ein Bedürfnis nach passiver Sicherheit - gepaart mit einem noch viel größeren nach aktiver und prophylaktischer Selbstverteidigung, z.B. durch den Einbau von Laserkanonen oder Kurzstreckenraketen, die sich über das Armaturenbrett zünden lassen. Aber das ist leider immer noch verboten.

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Viel Platz wird auch zum blöden Herumstehen und Verkehraufhalten gebraucht.
Wir fassen zusammen: SUVs sind in, je größer, desto besser. Allerdings konnten sich Straßen- und Parkplatzbau diesem Phänomen noch nicht anpassen. Das führt gern einmal dazu, dass die linke Spur auf Autobahnbaustellen durch solch ein Fahrzeug blockiert wird, weil der Fahrer nicht glaubt, am rechts fahrenden LKW vorbeizukommen. Immer wieder sieht sich solch ein armer Mensch auch genötigt, zwei Parkplätze zu belegen, weil einer für seine übergroße und -motorisierte Kasperkiste einfach nicht ausreicht. Erstens ist der Fahrer wahrscheinlich zu blöd, um ordentlich einzuparken oder seine optisch-akustische Einparkhilfe wird hysterisch, sobald er näher als einen Meter an das Nachbarauto herankommt. Zweitens sind die Parkbuchten in den meisten Fällen tatsächlich für bis in die frühen 2000er Jahre normal große Fahrzeuge gebaut, und drei dieser großen Ksiten passen da einfach nicht nebeneinander hin. Drittens werden die Menschen aus Umständen, die zu erläutern hier zu weit führen würde, immer ignoranter gegenüber anderen Lebewesen, und so ist es ihnen schlichtweg egal, ob außer ihnen ein weiterer Zeitgenosse parken möchte. Viertens dann wird die Bevölkerung immer fetter und braucht deswegen noch zusätzlich Platz zum verletzungsfreien Verlassen des Großraumwagens.  

Wenn Sie mich fragen (was Sie natürlich nicht tun, aber ich schreibe es Ihnen trotzdem): Ich glaube, dass dieses vermehrte Aufkommen großer Fahrzeuge, was auch das Wachstum früherer Kleinwagen beinhaltet, kein gutes Zeichen für unser weiteres Zusammenleben ist. Ich bekomme inzwischen angesichts eines neuen Renault Twingo am Steuer meiner 22 Jahre alten C-Klasse ernsthafte Beklemmungen - insbesondere, wenn der Twingo in meinem Rückspiegel auftaucht und dabei irre groß und gefährlich aussieht.

Übrigens hat mich gerade ein VW Tiguan zu einer Vollbremsung gezwungen, weil sein berenteter Fahrer mitten auf der Bundesstraße stehengeblieben ist. Ohne Blinken. Einfach nur so. Hat möglicherweise aus seiner erhöhten Position ein Rehlein ausgemacht und möchte es sich in Ruhe ansehen.

Nein, ich bin keine Freundin von dicken Autos!





* Die ich, nebenbei bemerkt, immer für Sub Urban Vehicles gehalten hatte. Das ist aber falsch, und es handelt sich um Sport Utility Vehicle. Was die Tatsache, dass sie vorwiegend von überforderten Hausfrauen oder alten Säcken gefahren werden, noch viel ironischer macht.

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