09 Juni 2018

Apropos bekloppt - das bin ich auch!

Das habe ich heute beim Drei-Länder-Lauf, der in Arenshausen (Thüringen) gestartet wird, durch Besenhausen, Niedergandern (beides Niedersachsen), Hebenshausen und Eichenberg (beides Hessen) führt, unter Beweis gestellt. 13 Kilometer (Ja, okay, das ist nicht viel für jemanden, die gern mal Marathon rennt!), Sonne, schwül, knappe 30°. 

Das erste Mal völlig durchgeschwitzt war ich, als ich die 500 Meter von meinem Auto bis zum Sportplatz zurückgelegt hatte. Meine Beine, nein eigentlich mein ganzer Körper fanden die Idee, um diese Uhrzeit und unter diesen Bedingungen zu laufen, ziemlich blödsinnig, aber da mein Kopf immer noch Chefin ist, hatten sie zunächst nichts zu melden.

Startschuss: Hat Schmitts Freundin natürlich wieder verpennt. Während ich am hinteren Ende des Teilnehmerinnenfelds* herumträumte und darauf wartete, dass gemeinsam von 10 heruntergezählt wird, knallte es und das Feld (ich nicht) setzte sich in Bewegung. 
Nachdem ich den Schrecken verdaut hatte, tobte ich hinterher und kam mir ziemlich blöd vor, wie ich so mit fast 50 Metern Abstand durchs Stadion rannte, um irgendwie Anschluss zu kriegen. Diese Aktion hat mein Gesamtbefinden nicht verbessert, das war mal klar.

Bei Kilometer 1 hatte ich einige Läuferinnen überholt, konnte auf der Steigung im nächsten Dorf ein bisschen Gas rausnehmen und fand mich ziemlich toll. Kurz. In einer Kurve sah ich, dass das Hauptteilnehmerinnenfeld fast schon einen Kilometer Vorsprung hatte. Mist. Und natürlich keine Netto-, sondern Bruttozeitmessung. Nochmal Mist. Aber ich laufe ja schließlich nur für mich. Trotzdem Mist! 

Zwischen Kilometer 1 und 2 hatten sich ein paar freundliche Anwohnerinnen an die Straße gestellt und halten ihren Gartenschlauch auf jede, die signalisierte, dass sie gern eine kühle Dusche hätte. Das war schön, und ich hätte mir so einen Schlauch alle 100 Meter gewünscht. Aber man soll ja nicht undankbar sein...

Zwischen Kilometer 2 und 3 ging es durch das beschauliche Besenhausen. Das beschauliche, schattenlose Besenhausen. Dann eine lange Gerade, heiß, langweilig, nochmal heiß. Die ersten, die ich so mühsam überholt hatte, überholten mich jetzt zurück. Doof. Ich beschlioss trotzdem, bei meiner Zeitplanung zu bleiben und fand mich immer noch recht flott.

Ungefähr bei Kilometer 4 gab es die einzige Verpflegungsstelle, und ich nahm dankbar einen Wasserbecher an mich. Kippte mir aber, ungeschickt, wie ich bei der Getränkeaufnahme eben bin, den größten Teil des kostbaren Wassers über den Balg und eine homöopathisch geringe Menge in mich hinein. 

Dann Landstraße, an einem Erdbeerfeld vorbei und in den nächsten Ort. Vor mir ging schon jemand. Jünger als ich, deutlich jünger! Ich schöpfte Hoffnung; da würde es garantiert noch mehr Teilnehmerinnen aus der Bahn werfen.

Ich kenne die lange, fiese Steigung ab Ortsausgang und suchte im iPod ein motivierendes Lied. Das fand ich und hörte die Wortfetzen "Never give up", "No pain, no gain", "Push you to the limit". Das versuchte ich auch tapfer, musste aber trotzdem eine Gehpause einlegen. Es war einfach zu heiß.

Irgendwann war ich oben und durfte ein klitzekleines Stück im Schatten laufen. Vor allem ging es aber endlich bergab. Ich überholte einen älteren Herrn, den ich eigentlich gar nicht überholen, sondern mich dranhängen wollte. Aber er war dann doch zu langsam, und ich brauchte einfach ein Erfolgserlebnis.

Bei Kilometer 6,5 war klar, dass meine Zielzeit nicht erreichbar sein würde, wenn ich nicht ab jetzt sprinte. Das konnte und wollte ich nicht, denn meine Beine rächten sich jetzt dafür, dass ich sie überhaupt zum Laufen gezwungen habe.

Da! Wieder eine Steigung! Die war letztes Mal noch nicht da. Dreimal Mist. Wir, meine Beine und ich, mussten wieder gehen.

Irgendwann war auch das geschafft, und ich zurück an der Verpflegungsstelle, an der ich aber vorbeirannte, weil ich nicht noch mehr Zeit verlieren wollte. Ich lief jetzt sozusagen in meinen eigenen Fußspuren zurück.

Kurz vor Kilometer 11 standen ein paar männliche Menschen, die für jede Läuferin die Straße sperren. Das ist immer ein großartiges Gefühl. Noch viel großartiger war aber der freundliche Beifall, den sie spendeten und das "Superleistung!", was ich einem von ihnen von den Lippen ablas. An dieser Stelle ein großes Dankeschön dorthin - Ihr habt mir die letzten beiden Kilometer überhaupt erst möglich gemacht!

Bei Kilometer 12 ging es endlich wieder bergab - und am Gartenschlauch mit den daranhängenden freundlichen Menschen vorbei. Auch in diese Richtung ein "Dankeschön!".

Zwischen 12 und 13 kam mir mein beneidenswert schlanker Laufschuhdealer entgegen. Der hatte wahrscheinlich schon schon geduscht. Naja. Hat ja auch viel weniger mit sich herumzuschleppen.

Dann hörte und sah ich das Ziel, und der freundliche Moderator lobte mich und meine Leistung. Ich blieb noch eine Weile am Zieleinlauf stehen, stretchte meine gequälten Muskeln und feuerte die paar Läuferinnen an, die nach mir ins Ziel kamen.

Fazit: Ich habe überlebt. Ich bin nicht Letzte geworden. Ich habe Bein.

Meine Klamotten müssen jetzt ohne mich weitermachen.
*Aus Gründen der Lesefreundlichkeit benutze ich nur die weibliche Form. Männer sind mitgemeint.

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