06 Juni 2008

Viertelmond

Der Wind steht ungünstig. Das gleichförmige Brummen der Autobahn ist heute besonders laut. Die kleinen Fliegen waren besonders hartnäckig und sehr erfolgreich mit ihren Angriffen auf meine Atemwege. Die Wolken flogen im Eiltempo über den Himmel.
Der Mond ist Viertel. Mir ist bewusst, dass dieser Ausdruck mein Schicksal als grammatikalischer Krüppel besiegelt. Andererseits - der Mond ist Viertel. Ob er zu- oder abnehmen will, kann ich nicht sagen. Mein Tipp wäre: Er ist zunehmend. Bin ich nämlich auch. Und ich ich weise Ähnlichkeiten mit dem Mond auf, jedenfalls wenn es um mein aktuelles Körpergewicht geht.

Übrigens gibt es gute und schlechte Posts. Dies ist ein schlechter, und ich werde ihn schnellstmöglich beenden und lieber gleich noch ein wenig polemisch werden. Vielleicht aber auch poetisch. Irgendetwas Kreatives jedenfalls, das von dem Wortabfall, den ich gerade produziert habe, etwas weiter entfernt ist.

Wirklich, heute schreibe ich nur Blödsinn. Dabei ging es mir den ganzen Tag über sehr gut. Ich bin gelaufen, im Gegenwind zur Arbeit gefahren, habe eine Stunde Kurs gegeben und dann mit zwei sehr netten Herren Kaffee getrunken.
Möglicherweise war die Luft im Fitnessclub nicht gut.
Vielleicht hat mich auch Irina erschöpft. Irina ist eine herzensgute, freundliche und angenehme Dame, die sich weigert, das zu tun, was ich sage, wenn ich es sage. Später tut sie es dann aber manchmal.
Eventuell hat mich auch die offensichtliche Verschwörung der unter 30-jährigen Kolleginnen negativ beeinflusst.
Oder hat mich das Glöckchen, dass ich in Ermangelung einer Trillerpfeife beim Zirkeltraining benutzt habe, irritiert? Immer, wenn ich es läutete, dachte ich "Bescherung!", was im Juni bei 25° Aussentemperatur recht blödsinnig ist.
Die Luft auf meinem Balkon jedenfalls ist gut - kühl und angenehm. Der Mond viertelt halbrechts von mir vor sich hin, und ich stelle wieder einmal fest, dass ich mir einfach nicht merken kann, wann er zunimmt und wann nicht. "War das Mädchen brav, bleibt der Bauch konkav, hat das Mädchen Sex, wird der Bauch konvex." Bezogen auf den Mond stellt sich jetzt die Frage: Ist er rechts- oder linkskonvex, oder auch: Wie sieht ein schwangerer Mond aus? Ich würde ihn ja gern fragen, aber möglicherweise verweigert er mir erbost die Antwort. Es heisst ja schließlich "DER" Mond, also kann er auch nicht schwanger sein, und rechts- oder linkskonvex interessiert ihn wahrscheinlich überhaupt nicht.

Merken Sie, dass ich immer noch schwafele? Irgendetwas in mir möchte unter die Leute. Dieses Etwas ist sehr klein und heisst "Wort". Manchmal bringt es ein paar Freunde mit, dann bilden sie zusammen einen Satz. Und wenn sie so richtig in Partystimmung sind, wird es sogar eine Geschichte.
Heute ist Wort allein. Es hätte ja auf die 750-Jahr-Feier im Nachbardorf gehen können, mit Autoscooter, Tanzboden und Bierbuden, aber es wollte lieber nach Hause, um anständigen Menschen mit seinen seltsamen Schöpfungen auf die Nerven zu gehen. Wort ist manchmal penetrant. Manchmal penetriert es auch. Sie nämlich.
Eben gerade allerdings hat es
auf eine sehr penetrante Weise mich penetriert, denn es hat mich dazu gezwungen, Schwachsinn abzusondern, ohne mir die Möglichkeit der Gegenwehr oder zumindest einer Erklärung zu lassen. Ursprünglich wollte ich nämlich etwas Schönes, Romantisches schreiben über den Viertelmond, den Sonnenuntergang und den schönen, kühlen, ruhigen Abend, der sich nur vom Brummen der Autobahn stören lässt. Stattdessen schreibe ich nur Worte. Blöd.
Wenn es wenigstens nur das eine Wort wäre, stünde für heute im Blog "WORT", und alles wäre gut. Jetzt steht hier irgendein absolut alberner Blödsinn, und Sie werden sehr enttäuscht sein, wenn Sie gleich feststellen, dass Sie sich bis zum Ende durchgekämpft haben für Nichts und wieder Nichts. Nur für Wort. Sinnloses Wort.

Tut mir leid.

Ich halte Wort jetzt besser fest.

Der Viertelmond ist inzwischen ein bisschen orange.

Haben Sie sich übrigens von der Überschrift ebenso täuschen lassen wie ich?

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