Es war einmal eine Prinzessin. Sie lebte in einem ruhigen, kleinen Reich, ihr Schloss stand in einer ruhigen, kleinen Stadt, und ihre Gemächer befanden sich in einem ruhigen, kleinen Anbau des Palastes.
Eines Morgens erwachte die Prinzessin, zog sich ihre Schuhe an, verließ das Schloss durch die Hintertür und lief los. Sie hätte nicht sagen können, warum und in welche Richtung sie lief, nicht einmal, ob sie zu etwas hin- oder vor etwas weglief. Sie wusste nur, dass sie laufen musste.
Selbstverständlich wurde sie im Schloss vermisst, als man sie wecken wollte und nur ein leeres Bett vorfand. Aber niemand wäre auf die Idee gekommen, nach einer Prinzessin in Laufschuhen zu suchen, also blieb sie unbehelligt und ungefunden.
Und sie lief. Und lief. Sie lief durch kleine, ruhige Dörfer, kleine, ruhige Straßen, überquerte kleine, ruhige Flüsse, bis sie an der Grenze des kleinen, ruhigen Reiches angekommen war. Doch auch hier hielt sie nicht an, sondern lief weiter.
In diesem neuen Reich, das sie durchlief, hatte es sich herumgesprochen, dass eine Prinzessin unterwegs war nach Woauchimmer, und begeisterte Menschen säumten die Straßen, winkten ihr zu, gaben ihr zu essen und zu trinken. Die Prinzessin dankte, hielt aber niemals an, sondern lief weiter. Noch immer hatte sie keine Idee, wohin der Weg sie führen würde; sie wünschte sich nur, eines Tages irgendwo anzukommen.
Als sie schon ein paar Wochen unterwegs war, traf die Prinzessin auf eine Kröte, hässlich und fett, die einen wunderhübschen grünen Laubfrosch auf dem Rücken über die Straße trug. Sie bremste ihren Lauf und fragte: "Frau Kröte, warum tragen Sie den Frosch, der kann doch selbst über die Straße hüpfen?" Die Kröte antwortete: "Ja, Hoheit, da haben Sie recht!" Sie kannte die Prinzessin, denn inzwischen wusste die halbe Welt, dass eine Prinzessin in Laufschuhen unterwegs war. "Aber ich möchte ihn so gern zu meinem Gemahl machen, und wenn ich ihn nicht trage, hüpft er mir davon."
"Liebe Kröte, das verstehe ich nicht.", fragte die Prinzessin "Wenn er nur bleibt, weil Sie ihn tragen, kann er Sie doch unmöglich wirklich lieben!"
"Nein, ich weiß." sagte die Kröte. "Aber meine Liebe zu ihm ist mir dieses Opfer wert. Irgendwann wird er von meinem Rücken herunterspringen und seinen eigenen Weg hüpfen. Dann werde ich wieder einsam sein. Aber auch, wenn ich wegen meiner Hässlichkeit niemals einen schöneren Frosch finden werde als ihn, werde ich geliebt haben."
"Ich verstehe Sie noch immer nicht, Frau Kröte, aber ich wünsche Ihnen alles Glück der Welt.", und die Prinzessin lief weiter.
Doch die Begegnung hatte sie nachdenklich gemacht. Wohin lief sie? Was war ihr Ziel? Suchte sie? Und wenn sie suchte, was oder wen suchte sie?
Sie konnte sich diese Frage nicht beantworten und beschloss, sich aufs Laufen zu konzentrieren.
Nach langer, langer Zeit, ihre Haare reichten inzwischen fast bis zu den Füßen, soviele Monde war sie schon unterwegs, hielt sie ein junger Mann auf. "Eure Hoheit, Ihr müsst etwas essen! Ihr könnt nicht immer nur laufen. Hier, ich habe Euch etwas vorbereitet; setzt Euch, esst und trinkt, und wenn es Euch schmeckt, werde ich Euch bei Eurem Lauf begleiten und für Euch kochen."
Die Prinzessin merkte bei seinen Worten, dass sie in der Tat großen Hunger verspürte. Sie aß und trank, bedankte sich bei dem jungen Herrn und wollte weiterlaufen.
"Eure Hoheit, darf ich Euch denn begleiten?" fragte er.
"Nun denn, wenn Ihr nichts Besseres vorhabt, kommt mit! Eine gute, nährende Mahlzeit werde ich nicht ausschlagen." antwortete die Prinzessin.
Und so hatte sie fortan einen Begleiter. Er fuhr in seiner Kutsche, blieb immer in Sichtweite, und die Prinzessin gewöhnte sich langsam daran, dass er bei ihr war, sie bekochte und ihren Schlaf bewachte.
Das ging einige Wochen gut, bis der junge Mann eines Tages fragte: "Wisst Ihr eigentlich, wer ich bin, liebe Prinzessin?" "Ihr seid mein Koch." antwortete sie.
Da drehte er sich wortlos um, stieg in seine Kutsche und verschwand am Horizont. Die Prinzessin stand starr, wollte nicht glauben, was geschehen war, dass er sie verlassen hatte. Wie konnte er es wagen, er war doch nur ein Koch!
Sie wandte sich in die entgegengesetzte Richtung und wollte weiterlaufen, als ihr eine sehr alte, runzelige Frau in den Weg trat. "Wenn Du jetzt fortläufst, wirst Du alles verlieren, was Dir jemals wichtig sein könnte." sagte sie und hielt sie am Arm fest.
"Wer seid Ihr, Mütterchen?" fragte die Prinzessin.
"Mein Name ist Alice Schwarzer, und ich habe mein ganzes Leben damit zugebracht, gegen Männer, gleichgültig, ob es gute oder schlechte waren, zu kämpfen. Ich war leider nicht immer erfolgreich, und in meiner Verbitterung und Geldgier habe ich eines Tages nur noch das getan, was mir Reichtum und, wie ich heute weiß, zweifelhaften Ruhm einbrachte. Heute sind die schlechten Männer immer noch da, und die guten werden oft nicht mehr wahrgenommen, weil ich ihren Ruf beschädigt habe. Ich selbst bin inzwischen einsam und verbittert, und mein einziges Ziel ist es, andere Menschenkinder davon abzuhalten, ihr Glück mit Füßen zu treten. Wenn Ihr ihn gehen lasst, werdet Ihr für den Rest Eures Lebens einsam sein. Und auch das Laufen wird Euch ohne ihn nicht das geben, was Ihr braucht."
Die Prinzessin stutzte, und bevor sie noch darüber nachdenken konnte, wandte sie sich in die Richtung, in die der Koch verschwunden war und rannte, als gälte es, ein Leben zu retten.
Als sie schon völlig außer Atem und fast ohne Hoffnung war, ihn noch einholen zu können, sah sie die Kutsche.
"Wartet auf mich, bitte!" rief sie, so laut sie noch konnte. Vielleicht hörte er sie, glaubte aber nicht an ihre Worte. Jedenfalls hielt er nicht an.
Die Prinzessin lief noch schneller.
"Bitte, lasst mich erklären!"
"Ich höre." Er bremste seine Kutsche.
"Ich liebe Euch. Ich weiß nicht, wer Ihr seid, was Ihr fühlt, aber ich fühle, dass ich Euch liebe. Bitte, geht nicht, verzeiht mir."
"Wie sollte ich Euch glauben? Ihr seid eine Prinzessin, Ihr lauft, seid gesund, und ich bin nur ein fußlahmer Koch."
"Das ist mir gleichgültig. Ihr seid der Mann, den das Schicksal für mich bestimmt hat und den ich liebe."
"Wie soll ich wissen, dass Ihr mich wirklich liebt?" fragte der junge Mann.
"Lasst mich bei Euch bleiben." antwortete die Prinzessin.
"Und es ist Euch gleichgültig, dass ich nur ein mittelloser Koch bin?"
"Ich liebe Euch. Bettler, Dieb, Bauer, ganz egal, was Ihr seid!"
Er schloss sie in seine Arme und ließ sich von ihr auf den Kutschbock helfen. "Wohin fahren wir?" fragte sie ihn, selig und müde den Kopf an seine Schulter gelehnt.
"In mein Schloss." antwortete er. "Es ist sehr klein, und ich habe keine Untertanen. Alles, was ich Euch bieten kann, sind meine Kochkünste und meine Liebe."
"Dann lasst mich Eure Königin sein, und erlaubt mir, Euch all das zu geben, was ich auf meinem Lauf gelernt habe."
Und wenn sie nicht gestorben sind...
Eines Morgens erwachte die Prinzessin, zog sich ihre Schuhe an, verließ das Schloss durch die Hintertür und lief los. Sie hätte nicht sagen können, warum und in welche Richtung sie lief, nicht einmal, ob sie zu etwas hin- oder vor etwas weglief. Sie wusste nur, dass sie laufen musste.
Selbstverständlich wurde sie im Schloss vermisst, als man sie wecken wollte und nur ein leeres Bett vorfand. Aber niemand wäre auf die Idee gekommen, nach einer Prinzessin in Laufschuhen zu suchen, also blieb sie unbehelligt und ungefunden.
Und sie lief. Und lief. Sie lief durch kleine, ruhige Dörfer, kleine, ruhige Straßen, überquerte kleine, ruhige Flüsse, bis sie an der Grenze des kleinen, ruhigen Reiches angekommen war. Doch auch hier hielt sie nicht an, sondern lief weiter.
In diesem neuen Reich, das sie durchlief, hatte es sich herumgesprochen, dass eine Prinzessin unterwegs war nach Woauchimmer, und begeisterte Menschen säumten die Straßen, winkten ihr zu, gaben ihr zu essen und zu trinken. Die Prinzessin dankte, hielt aber niemals an, sondern lief weiter. Noch immer hatte sie keine Idee, wohin der Weg sie führen würde; sie wünschte sich nur, eines Tages irgendwo anzukommen.
Als sie schon ein paar Wochen unterwegs war, traf die Prinzessin auf eine Kröte, hässlich und fett, die einen wunderhübschen grünen Laubfrosch auf dem Rücken über die Straße trug. Sie bremste ihren Lauf und fragte: "Frau Kröte, warum tragen Sie den Frosch, der kann doch selbst über die Straße hüpfen?" Die Kröte antwortete: "Ja, Hoheit, da haben Sie recht!" Sie kannte die Prinzessin, denn inzwischen wusste die halbe Welt, dass eine Prinzessin in Laufschuhen unterwegs war. "Aber ich möchte ihn so gern zu meinem Gemahl machen, und wenn ich ihn nicht trage, hüpft er mir davon."
"Liebe Kröte, das verstehe ich nicht.", fragte die Prinzessin "Wenn er nur bleibt, weil Sie ihn tragen, kann er Sie doch unmöglich wirklich lieben!"
"Nein, ich weiß." sagte die Kröte. "Aber meine Liebe zu ihm ist mir dieses Opfer wert. Irgendwann wird er von meinem Rücken herunterspringen und seinen eigenen Weg hüpfen. Dann werde ich wieder einsam sein. Aber auch, wenn ich wegen meiner Hässlichkeit niemals einen schöneren Frosch finden werde als ihn, werde ich geliebt haben."
"Ich verstehe Sie noch immer nicht, Frau Kröte, aber ich wünsche Ihnen alles Glück der Welt.", und die Prinzessin lief weiter.
Doch die Begegnung hatte sie nachdenklich gemacht. Wohin lief sie? Was war ihr Ziel? Suchte sie? Und wenn sie suchte, was oder wen suchte sie?
Sie konnte sich diese Frage nicht beantworten und beschloss, sich aufs Laufen zu konzentrieren.
Nach langer, langer Zeit, ihre Haare reichten inzwischen fast bis zu den Füßen, soviele Monde war sie schon unterwegs, hielt sie ein junger Mann auf. "Eure Hoheit, Ihr müsst etwas essen! Ihr könnt nicht immer nur laufen. Hier, ich habe Euch etwas vorbereitet; setzt Euch, esst und trinkt, und wenn es Euch schmeckt, werde ich Euch bei Eurem Lauf begleiten und für Euch kochen."
Die Prinzessin merkte bei seinen Worten, dass sie in der Tat großen Hunger verspürte. Sie aß und trank, bedankte sich bei dem jungen Herrn und wollte weiterlaufen.
"Eure Hoheit, darf ich Euch denn begleiten?" fragte er.
"Nun denn, wenn Ihr nichts Besseres vorhabt, kommt mit! Eine gute, nährende Mahlzeit werde ich nicht ausschlagen." antwortete die Prinzessin.
Und so hatte sie fortan einen Begleiter. Er fuhr in seiner Kutsche, blieb immer in Sichtweite, und die Prinzessin gewöhnte sich langsam daran, dass er bei ihr war, sie bekochte und ihren Schlaf bewachte.
Das ging einige Wochen gut, bis der junge Mann eines Tages fragte: "Wisst Ihr eigentlich, wer ich bin, liebe Prinzessin?" "Ihr seid mein Koch." antwortete sie.
Da drehte er sich wortlos um, stieg in seine Kutsche und verschwand am Horizont. Die Prinzessin stand starr, wollte nicht glauben, was geschehen war, dass er sie verlassen hatte. Wie konnte er es wagen, er war doch nur ein Koch!
Sie wandte sich in die entgegengesetzte Richtung und wollte weiterlaufen, als ihr eine sehr alte, runzelige Frau in den Weg trat. "Wenn Du jetzt fortläufst, wirst Du alles verlieren, was Dir jemals wichtig sein könnte." sagte sie und hielt sie am Arm fest.
"Wer seid Ihr, Mütterchen?" fragte die Prinzessin.
"Mein Name ist Alice Schwarzer, und ich habe mein ganzes Leben damit zugebracht, gegen Männer, gleichgültig, ob es gute oder schlechte waren, zu kämpfen. Ich war leider nicht immer erfolgreich, und in meiner Verbitterung und Geldgier habe ich eines Tages nur noch das getan, was mir Reichtum und, wie ich heute weiß, zweifelhaften Ruhm einbrachte. Heute sind die schlechten Männer immer noch da, und die guten werden oft nicht mehr wahrgenommen, weil ich ihren Ruf beschädigt habe. Ich selbst bin inzwischen einsam und verbittert, und mein einziges Ziel ist es, andere Menschenkinder davon abzuhalten, ihr Glück mit Füßen zu treten. Wenn Ihr ihn gehen lasst, werdet Ihr für den Rest Eures Lebens einsam sein. Und auch das Laufen wird Euch ohne ihn nicht das geben, was Ihr braucht."
Die Prinzessin stutzte, und bevor sie noch darüber nachdenken konnte, wandte sie sich in die Richtung, in die der Koch verschwunden war und rannte, als gälte es, ein Leben zu retten.
Als sie schon völlig außer Atem und fast ohne Hoffnung war, ihn noch einholen zu können, sah sie die Kutsche.
"Wartet auf mich, bitte!" rief sie, so laut sie noch konnte. Vielleicht hörte er sie, glaubte aber nicht an ihre Worte. Jedenfalls hielt er nicht an.
Die Prinzessin lief noch schneller.
"Bitte, lasst mich erklären!"
"Ich höre." Er bremste seine Kutsche.
"Ich liebe Euch. Ich weiß nicht, wer Ihr seid, was Ihr fühlt, aber ich fühle, dass ich Euch liebe. Bitte, geht nicht, verzeiht mir."
"Wie sollte ich Euch glauben? Ihr seid eine Prinzessin, Ihr lauft, seid gesund, und ich bin nur ein fußlahmer Koch."
"Das ist mir gleichgültig. Ihr seid der Mann, den das Schicksal für mich bestimmt hat und den ich liebe."
"Wie soll ich wissen, dass Ihr mich wirklich liebt?" fragte der junge Mann.
"Lasst mich bei Euch bleiben." antwortete die Prinzessin.
"Und es ist Euch gleichgültig, dass ich nur ein mittelloser Koch bin?"
"Ich liebe Euch. Bettler, Dieb, Bauer, ganz egal, was Ihr seid!"
Er schloss sie in seine Arme und ließ sich von ihr auf den Kutschbock helfen. "Wohin fahren wir?" fragte sie ihn, selig und müde den Kopf an seine Schulter gelehnt.
"In mein Schloss." antwortete er. "Es ist sehr klein, und ich habe keine Untertanen. Alles, was ich Euch bieten kann, sind meine Kochkünste und meine Liebe."
"Dann lasst mich Eure Königin sein, und erlaubt mir, Euch all das zu geben, was ich auf meinem Lauf gelernt habe."
Und wenn sie nicht gestorben sind...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen