10 Oktober 2008

Das Wochenende und der letzte Bus

Freitagabend, Wochenende. Man verabschiedet sich mit den Worten "Schönes Wochenende!", geht in die eine oder andere Kneipe oder auf eine nette Party. Andere kümmern sich nicht darum und nehmen die gleichen Wege wie immer in der Hoffnung, nichts vom Wochenende zu spüren.
Im letzten Bus sitzen sehr junge Menschen auf dem Weg nach Hause, die wahrscheinlich ihren Wohnort weitab von allem, was beleuchtet ist, hassen, mehr aber noch ihre Erzeuger, die sie dorthin geschleppt haben.

Man kennt sich im Bus, nickt sich zu, diejenigen, die schon länger nebeneinander fahren, erzählen sich auch die eine oder andere Geschichte. Da ist die Bäckereifachverkäuferin aus dem Einkaufszentrum, die morgen bis 22.00 arbeiten muss. Sie klagt der Verkäuferin aus einer kleinen Boutique, die Samstags pünktlich um 13.00 schließt, ihr Leid.

Es gibt kaum zufriedene Gesichter in diesem letzten Bus, Erschöpfung und Überdruss zeigen sich häufiger.

Links ist der voller werdende Mond zu sehen, der Himmel ist klar, und nach dem Aussteigen, auf freiem Feld, werden die Sterne leuchten, die jetzt, in der Stadt, von Neonlicht überstrahlt und nicht sichtbar sind.

Die meisten Fahrgäste haben Stöpsel im Ohr - ich auch. Ich höre Café del Mar, schließe die Augen und denke mich an den Strand. Auf die Insel. Habe das Bild des Ortes auf meiner Netzhaut.

Es ist Wochenendbeginn. Nichts Spektakuläres. Die einen werden morgen einkaufen, die anderen putzen, wieder andere ihren Garten winterfein machen. Kinder werden Kastanien sammeln oder Bucheckern, der eine oder die andere wird sich vielleicht auch nur in die Sonne legen, ohne etwas zu tun. Wieder andere werden bis zum frühen Nachmittag schlafen, weil sie sich betrunken haben und mit dem ersten Bus nach Hause gefahren sind. Viele müssen arbeiten wie an jedem anderen Tag.

Es wird Dramen geben, Paare werden sich streiten, dem einen oder anderen Elternteil könnte die "Hand ausrutschen", auf dem Wochenmarkt wird sich jemand vordrängeln und damit einem anderen den Tag verderben.

Aber es wird auch Menschen geben, die in ihrem Bett sitzen, auf einen nichtvorhandenen Berg schauen und ihren Gedanken Auslauf erlauben. Die im Bett Kaffee trinken, auf die Geräusche der Umgebung hören und sich auf den Tag freuen, ganz gleichgültig, ob es ein Arbeits- oder ein Wochenendtag ist.

Und auf all diese Dramen, den Streit, das Glück, die Nachdenklichkeit, die geschlossenen, weil träumenden Augen, das Lächeln und die Tränen wird eine wärmende Herbstsonne scheinen, sobald sich der Nebel des frühen Wochenendmorgens aufgelöst hat.

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