09 November 2008

Gedanken beim Pornogucken – nicht zu verwechseln mit pornographischen Gedanken!

Das Werk heisst „Constance“, und die betrügerische Verleihfirma hat Lars von Trier als Regisseur angegeben. „Ui!“, dachte ich bei mir, „Ein Porno von Lars von Trier ist garantiert künstlerisch wertvoll und hat genau das richtige Maß aus Ästhetik und Deutlichkeit!“ Ich dachte dabei an „Dogville“ mit Nicole Kidman.

Ja, es mag naiv sein, bei einem Porno an das Prädikat „Künstlerisch wertvoll“ zu denken. Aber es gibt auch erotische Filme mit Handlung! „9 ½ Wochen“ zum Beispiel oder „Wilde Orchidee“. Mehr kenne ich auch nicht, zugegeben. Und meine Pornoerfahrung beschränkt sich auf zwei Werke, nämlich erstens „Klara und die 40 Gastarbeiter“, den ich im zarten Alter von 16 Jahren zusammen mit meinem damaligen Liebsten geschaut habe und der genau die Handlung hatte, die der Titel bereits ahnen ließ. Wir haben recht bald wieder auf die Sportschau umgeschaltet damals. Den zweiten habe ich dann später mit meiner besten Freundin geschaut. Er hieß „Exzesse in der Frauenklinik“, und wir fanden es unglaublich witzig, zu welchen Gerätschaften Menschen greifen, wenn es um die Befriedigung ihrer Gelüste geht. Eine sich festsaugende Colaflasche war noch das langweiligste Requisit.

„Constance“ hatte zwei weibliche und drei männliche Akteure und spielte anscheinend in Schweden. Die DVD lief noch keine zehn Minuten, da wandelte mich die Lust an, mir die Fingernägel zu feilen. Ich dachte, dass ich das Nageletui ja immer noch weglegen könnte, wenn sich irgendetwas Aufregendes auf meinem Bildschirm tat.

Mit meinen Nägeln war ich zwanzig Minuten später fertig. Die Filmmusik war nicht schlecht, irgendetwas nach „House“ Klingendes in einer Endlosschleife. Passend zur Handlung. Vögeln vorn, vögeln hinten, kurz mal festbinden, dann gleich wieder abmachen, vögeln vorn, vögeln hinten.

Glücklicherweise hatte ich vor ein paar Tagen einen Bildband über Alaska geschenkt bekommen, den ich mir nebenbei angesehen habe. Fragte mich, von wem wohl die Musik war. Die Busen einer Protagonistin waren künstlich hergestellt, was ich daran erkennen konnte, dass sie (die Busen) in Rückenlage senkrecht nach oben standen. Das macht keine natürliche Brust, die hat den Anstand, sich zumindest ein wenig zur Seite zu legen. Vorausgesetzt natürlich, es handelt sich um etwas Größeres als 70 A. Die steht auch von allein.

„Was nehmen die Jungs, damit sie so lange können?“ fragte ich mich. Und „Warum tun die so, als hätte dieses Ding eine Handlung? Die alberne Vögelei hätte doch auch gereicht!“

Ich dachte ein wenig über Alaska nach und versuchte, die Einleitung erst auf Englisch, dann auf Spanisch zu übersetzen. Derweil entdeckte Constance das Vergnügen, zwei Herren gleichzeitig zu beschäftigen, ihre Stimme aus dem Off beteuerte allerdings die ganze Zeit, dass sie sich so furchtbar schämte. „Ach, Mädel“, sagte ich meinem Laptop, „lass es, mach weiter, aber halt die Klappe!“

Vor langer Zeit gab es eine Kampagne, die aus USA direkt in die Redaktion der EMMA schwappte und von Alice Schwarzer dankbar aufgegriffen wurde. Sie hieß PorNo. Wenn es nach mir geht, können wir sie gern wieder aufleben lassen.

Irgendwann ging das bis zu diesem Zeitpunkt noch halbwegs geordnete Treiben (von dem übrigens nicht viel zu erkennen war, weil man es vorzugsweise bei Kerzenlicht trieb) in ein wildes Rudelbumsen in Kostümen über.

Ein guter Zeitpunkt, den Film zu stoppen und zurück in den Umschlag des DVD-Verleihs zu stopfen, den er nie hätte verlassen dürfen. Wahrscheinlich wartete irgendeine andere Kreatur, die der gleichen Geschichte aufgesessen ist, schon sehnsüchtig auf „Constance“.

Für den Fall, dass Sie mitlesen: Der Regisseur war nicht Lars von Trier.

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