22 November 2008

Im Plan

Karla und Robert brauchen eine Ruhepause. Sie hatten einen anstrengenden Tag.
Ich auch.
Immerhin ist jetzt Winter. Etwas, das jedes Jahr aufs Neue passieren könnte, in den letzten Jahren natürlich häufig nicht passiert ist wegen des Klimawandels und der Kuhfürze, hat nun auch noch besonders früh eingesetzt. Damals, als noch alles gut war und man noch nicht ausgerechnet hat, wann genau die Eisbären in Ermangelung von Eisschollen kläglich ersaufen, schneite es. Dann sagte Wilhelm Wieben unaufgeregt in der Tagesschau: "Das Wetter." Und der jeweils zuständige Wettermensch zeigte auf Täfelchen und erklärte, wo es schneien würde, wie lange und wie hoch.
Heute gibt es bei den ersten zwei Schneeflocken auch gleich die erste Unwetterwarnung, und weil alle glauben, dass es jetzt ganz fürchterlich wird, irgendeine Art von grauenhafter und unerwarteter Naturkatastrophe - WINTERGEWITTER!!! -, fahren sie, statt es ganz bleiben zu lassen, wie die Bekloppten in die Innenstadt, weil man ja schnell noch einen DVD-Player braucht, bevor die Lebensmittel rationiert werden.

Mein Bus kam pünktlich. Das erste Mal übrigens, seit ich Bus fahre. Der Weg von der Bushaltestelle nach Hause war dann etwas anstrengend. Ich hatte zwar Rückenwind und wurde daher nicht von wirbelnden Schneeflocken belästigt, aber die drei Gestalten, die mir auf MEINER Seite des Bürgersteigs entgegenkamen (Was hatten die überhaupt so spät noch auf der Straße zu suchen? Wenn es nicht schneit, bin ich die Einzige, die hier herumdölmert.), hielten die Köpfe wegen des Gegenwinds gesenkt. Ich musste zweimal "Achtung! Gegenverkehr!" brüllen, um einen Zusammenstoß zu verhindern. Hatte, ehrlich gesagt, auch überhaupt keine Lust, als Erste auszuweichen. Beim Letzten habe ich dann nur noch im letzten Moment "BUH!" gesagt. Was er geantwortet hat, konnte ich nicht verstehen, weil ich meinen MP3-Player auf volle Lautstärke gestellt hatte.

Bin trotzdem noch fast bis 10.000 Wörter gekommen. Aber dann ist erst Robert und später Karla ins Bett gegangen, und jetzt fällt mir nichts mehr ein.

Vielleicht sollte ich auch ins Bett gehen? Andererseits - der Vivolino (vino tinto de Socuellamos) ist saulecker und noch nicht alle und der Schnee, der auf mein Dachfenster fällt, irgendwie erweckend.

Und wenn ich Elke Heidenreich glaube und noch ein oder zwei Vivolino trinke, werden vielleicht auch Karla und Robert wieder wach und helfen mir, heute nacht noch auf die für mich magischen 10.000 Wörter zu kommen?

Sowieso bin ich der festen Überzeugung, dass alle die Streber, die schon jetzt, 9 Tage vor dem offiziellen Ende, mehr als 30.000 Wörter geschrieben haben, entweder nur unzusammenhängenden Mist verfasst oder schon heimlich vorher angefangen haben. Mein Starttermin ist ehrlich und ernsthaft der letzte Sonntag (vorheriges Rumgestümper zähle ich jetzt nicht), also 16 Tage nach dem offiziellen Beginn und 14 Tage vor dem Ende. Bin im Plan. Echt.

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