30 Dezember 2008

Winter ist kalt. Manchmal.

Haben wir schon immer so ein Affentheater um den Winter gemacht? Die ersten Schneefälle Mitte November wurden mit einer solchen medialen Massenhysterie begrüßt, dass selbst eine Abstinenzlerin wie ich den Nachrichten nicht entkommen konnte. "Die Schneefallgrenze liegt jetzt bei 700 m. Ab dieser Höhe werden dringend Schneeketten und der Einsatz von Räumfahrzeugen empfohlen. Auch im Emsland sind die ersten Flocken gefallen. Der Verkehr beginnt sich bereits zu stauen, und wir empfehlen allen, die zur Arbeit müssen, auf die öffentlichen Verkehrsmittel zurückzugreifen. Alle anderen sollten besser zuhause bleiben."
Auf den Straßen meiner Heimatstadt spielten sich wahre Dramen ab: Menschen hasteten mit panikgeweiteten Augen durch die Geschäfte, um ein paar letzte Hamsterkäufe zu tätigen, Ladenbesitzer ließen schon um 17.00 aus Angst vor Plünderungen die Gitter herunter. Wer konnte, stellte sich in die Schlange an der Werkstatt und wartete auf die für den übernächsten Werktag angekündigte Reifenlieferung. Sanitäter reichten den gepeinigten Autofahrern heiße Getränke.
Und dann - die ersten Flocken. Deutschland ergab sich dem weißen Terror. In meiner geliebten Heimatstadt rutschten Autos um die Kurven, Fußgänger brachten sich mit waghalsigen Hechtsprüngen in Sicherheit, die Zahl der Verletzten stieg stündlich an. Mein Bus fuhr ausnahmsweise auf die Minute pünktlich, und ich ging schnellen Schrittes durch die schneeverwehte Nacht heimwärts, genoss die Stille.
Die meisten haben die beiden verschneiten Tage überlebt.

Und jetzt sinken die Temperaturen erneut. -10° erreichte das Thermometer heute nacht. Schlechte Nachrichten für alle, die Silvester im Garten oder am Baggersee feiern wollten. Auf einmal muss man eine Mütze aufsetzen und Handschuhe anziehen, bekommt kalte Füße und eine nicht minder kalte Nase.
Aber das soll im Winter immer mal wieder vorkommen.

Schalten Sie für einen Moment den Fernseher oder das Radio aus, hören Sie auf zu jammern und schauen Sie nach draussen. Da funkeln eine Menge Sterne an einem klaren, kalten Himmel. Tagsüber hätten Sie die Sonne genießen können und den Anblick von Reif auf Ästen, Sträuchern, Rasen und Feldern, hätten Kindern beim Pfützenschliddern entweder nur zusehen oder selbst schliddern können.

Ja, es IST kalt! Und es ist wunderschön dabei! Beste Voraussetzungen für einen grandiosen Jahreswechsel - vorausgesetzt, man hat keine Grillparty im Garten geplant. Andererseits könnte bei ordnungsgemäßer Ausstattung auch eine Gartenparty bei -10° sehr spaßig sein. Wir haben doch auch alle auf dem Weihnachtsmarkt gestanden. Draussen. Oder?

Bevor ich mich an die Vorausschau mache, werde ich meinen noch immer verschnupften Kopf noch einmal auf den Balkon tragen, tief die kalte Luft einatmen, Sterne gucken und mich dann über die gut funktionierende Heizung freuen.

Falls Sie das Gleiche tun, und draußen quakt etwas: Sie müssen ihn ja nicht gleich küssen. Aber in ihrer Badewanne hätte er es warm, der kleine grüne Prinz. Und dort stört er doch über Nacht nicht, oder?

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