04 Januar 2009

Spätpubertäres bzw. nochnichtmenopausierendes Herzrasen

Ja, ja, ich habe geschrieben, dass ich ins Bett marschieren werde. Ich habe gelogen! Daran ist ein Kerl schuld. Nein, ich rede nicht von mehr oder weniger real anwesenden Personen, das wäre viel zu einfach. Nein, der Mann, bei dessen Anblick mir immer wieder das Herz aufgeht, der mich dazu bringt, sabbernd vor meinem Laptop (und früher vor dem Fernsehgerät) zu sitzen, der mir Seufzer, Augenaufschläge, Herzrasen entlockt, ist nicht real. Er ist richtig genommen ein Märchenprinz, nur kein besonders gut erzogener. Im Restaurant kann er sich nicht benehmen, wenn sie ihm sagt: "Je t'aime!", grunzt er "Hä?", er hat eine unübersehbare Affinität zu heftigstem Schmuddel, und wenn man ihm einen Chateau Lafitte Schlagmichtot anbietet, fragt er, ob er nicht lieber ein Bier haben kann. In Unterhose und Cowboystiefeln sieht er lächerlich aus, und ich fand männliche Brustbehaarung nie sonderlich attraktiv, aber das hat mich nicht daran gehindert, ihn beim Universum zu bestellen. Lieferung direkt in meine Küche, bitteschön! Er hat quietschblaue Augen, springt mit einem geliehenen Motorrad über eine Polizistenkette, sieht unglaublich gut aus in schmutzigen Jeans, halbzerrissenem T-Shirt und Hosenträgern, und wenn jetzt die gute Fee käme und mir nur einen einzigen Wunsch gewährte, müsste ich nicht eine Sekunde nachdenken. Wahrscheinlich würde ich ihn nach spätestens zwei Wochen entsetzlich finden und die Lust verlieren, ihm seine Wäsche hinterher zu tragen. Aber bis dahin würde ich mich ergötzen an einem Körper, dem man den betriebenen Kult ansieht, würde ihm dabei zusehen, wie er von meinem Balkon in den nächsten Apfelbaum hechtet (natürlich unbekleidet) und so tun, als wäre ich sehr zart und sehr schutzbedürftig. (Auch das würde mir nicht lange gelingen, fürchte ich...) Inzwischen ist er zwar ein wenig älter geworden, sieht aber immer noch gnadenlos gut aus, ist nicht korrumpierbar (hoffe ich zumindest), und steckt nach wie vor alles in die Tasche, was so an männlichen Wesen kreucht und fleucht. Finde ich jedenfalls. Da fällt mir ein: Ich brauche ja gar keine Fee! Da ist doch Papa Teufel, der zwar noch nichts von meiner Existenz weiß, aber sich ja schon einmal um einen adäquaten Bruder kümmern könnte. DEN hätte ich gern:

Und wenn er genau dasselbe macht und genauso aussieht wie im Film, brauche ich nichts weiter, um das eventuell auf mich wartende Fegefeuer mit einem glücklichen Lächeln zu ertragen.

Es läuft alles darauf hinaus, dass ich irgendwann mein Leben beim Sortieren meiner sehr großen Schimanski-Sammlung aushauchen werde. Aber es gibt Schlimmeres, finde ich. Schließlich belästige ich nur Sie damit, und das ist immer noch besser, als ein- oder aufzumarschieren. Sie können mein Geschwafel mit einem Mouseklick beenden.

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