04 Januar 2009

Music for nightpeople

Ich bin gerade "nightpeople". Es ist einer dieser Tage oder besser Abende, an denen der Weg ins Bett irgendwie viel zu weit erscheint. Es gelüstet mich eher nach einem nächtlichen Spaziergang, und nur die Angst vor einer weiteren Erkältung hält mich davon ab. Überhaupt ist die erste Zeit nach all diesen Feiertagen irgendwie schwierig. Ich befinde mich noch mitten in einer Findungsphase. Immerhin hatte ich ja in der Zeit, in der ich mich eigentlich hätte finden und dann sortieren wollen, den Schnupfen. Dabei sortiere ich mich so gern in diesen ruhigen Tagen.

Damit sind nicht die vielzitierten und -belächelten "Guten Vorsätze" gemeint - die habe ich nicht. Aber es ist spannend, einerseits zurück zu schauen und das, was an Wünschen und Zielen da war mit dem zu vergleichen, was ich auch erreicht habe, vielleicht festzustellen, dass da sehr viel fremdbestimmt war und neue Wünsche zu formulieren.

Das einzige, was ich am 31.12. kurz vor Mitternacht beschlossen habe, als ich in inniger Umarmung mit einem sehr knorrigen und sehr alten Apfelbaum stand, den klaren Sternenhimmel, die Kirchenglocken und den Geruch der Kälte genossen habe, war: "2009 wird MEIN Jahr!" Im besten Sinn.
In letzter Zeit gab es das Jahr der Rezession, das Wahljahr, das Jahr der Konsolidierung oder des Aufschwungs, das Jahr des deutschen Films... Meine Jahre haben auch auch Motti. Das letzte hatte die Überschrift "Das Jahr der Fremdbestimmung", davor gab es ein Jahr der Leichtigkeit, davor ein Jahr der Befreiung. Das nächste Jahr wird einfach nur MEINS. Soll so. Will ich so. Die fremdbestimmenden Faktoren sind ausgeschaltet.

Vor ein paar Wochen bin ich die gleiche Strecke gelaufen, die ich früher auch vom Studio in "die Stadt" gegangen bin. Habe mich an das Gefühl einer Knast-Freigängerin erinnert, das ich jedesmal hatte, wenn ich für ein paar Minuten aus "dem Laden" entfliehen konnte.

Wenn ich jetzt von A nach B oder von C nach D laufe, sehe ich Frost auf den Bäumen, sehe einen wunderschönen, klaren Winterhimmel, sehe Wolken, die vielleicht Schnee bringen werden, sehe meine Nachbarn, die ihre Vorgärten neujahrsfein gemacht haben, sehe morgens Licht im Fenster "meiner" Friseurin und denke: "Aha, die Pausenzigarette!".

Manchmal schließe ich die Augen und horche. Dann höre ich, gerade jetzt, mitten in der Nacht, Stille. Auf dem Dorf gibt es keinen Krach, und nur, wenn der Wind von Osten weht, höre ich ein leises Summen der nahen Autobahn. Stille ist schön. Aber auch "Music for the nightpeople" auf iTunes ist schön

Riechen oder schmecken ist auch schön. Ich schmecke diesen unglaublich leckeren Spätburgunder; heute abend habe ich jeden einzelnen Bissen Feldsalat genossen, schon die Zubereitung war Sinnenfest.

Jetzt hat iTunes-Radio irgendwie den Geist aufgegeben und ich höre einen wunderschönen Brief.

Ja, man kann Briefe hören, Gefühle riechen, Sterne fühlen, Kälte schmecken und dem eigenen Tanz zuschauen!

Bin immer noch nicht sortiert. Müde auch nicht. Habe mindestens sieben Glücksmomente gesammelt. Und festgestellt, dass das Leben unglaublich gut riecht, einen schönen Klang hat, in tiefem Blau erstrahlt, nach Wildlachs schmeckt und sich wie kühler Wind anfühlt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen