05 Februar 2009

Rain

Vor sehr langer Zeit habe ich einmal in einer fremden Wohnung gesessen, eine vom Künstler selbst eingespielte CD gehört und bei einem Titel namens "Rain" geheult wie ein Wasserfall. Schön war das.
Gerade habe ich wieder "Rain" gehört; das muss mir irgendwie in meine iTunes-Liste geraten sein. Geheult habe ich nicht mehr, aber ich finde dieses Lied noch immer wunderschön.
Habe ein wenig darüber philosophiert, dass es kein schöneres Geschenk geben kann als ein Kunstwerk, dass einer bestimmten, meist geliebten Person gewidmet ist. Ich weiß das, denn ich habe einige Lieder geschenkt bekommen. (Natürlich müsste ich "Songs" sagen, aber ich versuche noch immer, Rudimente der deutschen Sprache in mein Englisch einfließen zu lassen.) Beim ersten Lied, es heißt "Wonderland" und wurde mit den Worten "... und das ist für die Dame..." angekündigt, musste ich noch ein bisschen mehr heulen als bei "Rain". Ich hatte mich extra für dieses Konzert etwa 8 Tage zu früh aus dem Krankenhaus entlassen.
Oft entstehen die Kunstwerke erst, wenn diese geliebte Person bereits gegangen ist, und oft werden sie genau deshalb so gut.
Ich wüsste zu gern, warum bzw. für wen Goethe "Werthers Leiden" geschrieben, an wen Hermann Hesse bei "Narziss und Goldmund" gedacht hat, wie der Mann aussah, den Beverly Craven vor ihrem inneren Auge oder Ohr hatte, als sie "Promise me" geschrieben hat.
Ich habe früher meine Verflossenen lieber ermordet. Hatte das Gefühl, besser loslassen zu können, wenn ich ihn erdrosselt, erschossen, überfahren, in der Güllegrube ertränkt oder ihm die Kehle durchgeschnitten hatte. Später habe ich traurige Gedichte geschrieben. Heute inspirieren sie mich zu satirisch angehauchten Kurzgeschichten.
Gerade habe ich das Vorwort für mein nächstes Projekt geschrieben. All denen, die mit "Anna K." nichts anfangen konnten, darf ich versichern, dass es jetzt wirklich spaßig wird. Die Depressionen früherer Tage sind verarbeitet, abgemurkst und verbuddelt, und ich habe große Lust, endlich wieder meine sonnige Seite vor die Tür zu schicken.
Während des Schreibens habe ich übrigens Café del Mar gehört. Diese Musik ist zwar auf Ibiza in einer "Szenekneipe" (oder sagt man jetzt "IT-Location"??) entstanden, bedeutet für mich aber Kreta. Red Beach am späten Nachmittag in diesem ganz besonderen Licht, die Hafenmole von Agia Galini bei Sonnenuntergang, ein verkaterter Morgen mit Buch im gemieteten Liegestuhl, allsowas. Leichtigkeit. Lust. Laufen. Lebensfreude. Special Garlic Bread bei Georgos.
Ich schweife ab.
Wer sich von wunderschöner Musik, die mit Bauch und Herz komponiert und getextet wurde, berühren lassen möchte, klickt hier:
oder hier:
Wer wissen möchte, was Kreta (für mich) so besonders macht, liest hier:
Oder fliegt am besten gleich hin. Um Licht, Seele, Gefühle und Geräusche dieser wunderschönen Insel nachfühlen, -sehen, -hören zu können, sollten Sie allerdings den Norden mit seinen All-Inclusive-Bettenburgen schnellstmöglich hinter sich lassen und gen Süden oder Westen steuern.
Und für den Fall, dass es Sie interessiert, wie ich übers Stöckchen zum Steinchen gekommen bin: Es fing damit an, dass ich beim "Atlantis"-Spielen eine CD gehört habe, die mir ein sehr liebenswerter Mensch im Sommer geschenkt hat, mit meinen Gedanken ein wenig herumgeschweift bin, die Idee bekam, heute doch noch etwas zu schreiben, dann lief auf einmal "Rain", und ich habe mich sehr intensiv an alte und wunderschöne Zeiten erinnert, darüber philosophiert, wie sich alles ändert und manches eben nicht, dann kam Blank & Jones, mit denen ich auch einen Liebsten bzw. die Fahrt zu ihm verbinde, ja, und dann konnte ich nicht anders als schreiben. Schriftstellerinnen machen das so. Und SchriftstellerIn ist man, wenn irgendwer den Scheiß liest, den man schreibt. (Der letzte Satz ist geklaut, aber ich habe vergessen, wie der Film heißt.) Naja, und Sie lesen ja gerade den Scheiß, den ich schreibe!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen