04 Februar 2009

Umweltschonend laufen

Ich laufe. Gern, oft und lange. Und wenn ich einmal darüber nachgedacht habe, was bisher selten bis nie vorkam, dachte ich immer, dass ich einen umweltschonenden Sport betreibe. Ich laufe vor der Haustür los, in meiner Atemluft wurde noch nie ein bedenklicher CO2-Ausstoß gemessen, und im Gegensatz zu vielen meiner MitbürgerInnen lege ich außerdem kurze Strecken entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück.

Ich habe mich geirrt. In der neuesten Ausgabe der Runners World musste ich zu meinem Entsetzen lesen, dass der gemeine Läufer allein aufgrund der Ausrüstung einen CO2-Ausstoß von 440 kg hat, und wenn er dann auch noch verreist und dort läuft oder an einem Wettkampf teilnimmt, 4136 kg hinzukommen. Die Jahresmitgliedschaft im Fitnessclub verursacht hingegen nur 225 kg CO2. Übrigens wird die sogenannte CO2-Bilanz berechnet, indem man "(...) die CO2-Mengen, die bei der Herstellung eines Produkts oder zur Gewinnung der zum Betrieb der Transportmittel benötigten Energie freigesetzt wurden (...)" addiert. (Runners World Februar 2009, S. 44 unten)

Soweit, so schlecht. Ich horche in mich hinein und stelle fest, dass mich das etwa so berührt wie der berühmte in China umfallende Sack Reis. Übrigens ist die Stadt Shenzhen in der Provinz Guangdong einerseits die Stadt mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen in China und andererseits eine der am schlimmsten verschmutzten der ganzen Welt. Zum Teil bin ich daran schuld, weil nämlich dort fast alle Hersteller ihre Laufschuhe zusammenkleben lassen.

Allerdings könnte ich auch hier zum Umweltschutz beitragen: Es gibt inzwischen recycelte Laufklamotten oder solche aus Wolle, die wesentlich weniger stinken und dafür länger halten sollen. Ein Schuhhersteller lässt eine kompostierbare Mittelsohle in seine Modelle einbauen und ein weiterer hat das Obermaterial minimiert und weitgehend auf Lösungsstoffe verzichtet. Großartig! Tusch! Fanfaren! La Ola!

Und das heißt, dass ich - umweltbewusst, wie ich sein sollte - jetzt auch noch beim Kauf meiner Laufklamotten grottenteures Merinowollgedöns wählen soll, weil es umweltfreundlicher ist! Bin ich böse, weil ich meine letzten Hosen bei Aldi erstanden habe? Darf ich mich verar... fühlen?

Ich habe jedenfalls beschlossen, weiter brav meinen Müll zu trennen, obwohl ich weiß, dass das nichts anderes ist als Beschäftigungstherapie, weiterhin zum Bäcker zu Fuß zu gehen und beim Laufen zu atmen in der Hoffnung, dass ich dazu nicht allzuviel zum Klimawandel und dem damit verbundenen Weltuntergang beitrage.

Einen CO2-freien Tag wünsche ich Ihnen!

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