14 März 2009

Aschenputtel ist auch nicht mehr die Jüngste

Heute abend war ich tanzen. Nach der Arbeit. Fast zwei Stunden lang. Die Veranstaltung heisst "Rock gegen Rheuma" und findet im Zwei-Wochen-Rhythmus in der Göttinger Musa statt. Das letzte Mal war ich vor sehr, sehr langer Zeit dort, was daran lag, dass ich erstens nicht motorisiert und darum auf Fahrrad oder den nicht sehr gut funktionierenden Öffentlichen Personennahverkehr angewiesen und zweitens immer kurz vor dem Aufbruch feststellen musste, dass ich eigentlich viel zu müde zum Tanzen war.

Heute war ich nicht zu müde. Ganz im Gegenteil, trotz 14 Kilometern in recht flottem Tempo und sechs Stunden Arbeit schrie alles in mir nach Bewegung. Also bewegte ich mich und mein Auto gegen 21.30 Uhr zum Ort der Rheumabekämpfung. Die Tanzfläche war relativ leer, und gleich beim zweiten Lied fanden meine Füße, dass es jetzt losgehen muss. "I heard it through the grapevine" von Marvin Gaye war mein Entrée. (Kennen Sie nicht? Dann gehen Sie besser nicht zu "Rock gegen Rheuma", sondern lieber zur Studi-Party. "Rock gegen Rheuma" ist für Erwachsene.)

Im weiteren Verlauf des Abends hoppste ich mich durch "Let the sunshine in" (Hair), "Sympathy for the devil", "Gamma Ray" und Artverwandtes. (Kennen Sie alles nicht? Fast jeder Sportverein bietet Bewegungsfrüherziehung an; vielleicht versuchen Sie es dort einmal?)

Und dann, nach "Gamma Ray", ausgespielt und mit einem großartigen Trommelsolo des DJs, beschloss ich, dass es nun an der Zeit sei, den Heimweg anzutreten.

Hier ist der Zusammenhang zur Überschrift zu suchen: Ich hatte zwar weder Erbsen noch Linsen sortiert, war auch nicht auf einem königlichen Fest, sondern einer Party für ältere Menschen über 30, und auf der Suche nach einem Prinzen bin ich schon überhaupt nicht, aber ich fühlte mich trotzdem wie Aschenputtel. Meine Schuhe habe ich zwar anbehalten, als ich ging. Es ist immer noch sehr feucht draußen. Tauben habe ich auch keine entdecken können. Aber trotzdem: Ich habe gearbeitet, bin zum Tanzen gegangen und dann schnell nach Hause gefahren. Wie Aschenputtel eben. Nur dass mein Pferd vier Räder und einen Dieselmotor hat.

Jetzt sitze ich in meiner Hütte - keine Tauben, keine Prinzen, aber auch keine Erbsen. Und die Fee darf nur dann kommen, wenn Sie mir ein Häuschen auf Kreta, ein Rennrad, einen neuen Laptop (bei diesem ist die Leertaste irgendwie berührungsunempfindlich), einen Hund, einen Esel, einen Verlag und einen Peugeot 206 cc schenkt.


Wie, die Fee behauptet, es gäbe gerade nur Prinzen? Weil Aschenputtel auch einen haben wollte und sie sich jetzt darauf eingestellt hat? Na und? Aschenputtel könnte meine Tochter sein! Soll die blöde Fee doch ihr den Prinzen geben und mir etwas Ordentliches!

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