29 Juni 2009

Kriegerinnen und Königinnen

Eigentlich heisst es "Krieger" und "König", und es geht um die männlichen Archetypen. Weil aber auch in mir ein Kerl steckt, übernehme ich sie einfach. (Das ist das Schöne an der Emanzipation: Wir nehmen uns, was uns passt und überlassen Abwasch, Müll raustragen und Geld ranschaffen den Jungs.)

Ein Krieger steht am Beginn der Reise. Er kämpft, opfert, leidet möglicherweise. All das tut er für ein bestimmtes Ziel.

Das mache ich auch. Ich gehe zwar nicht in den Wald, um dort zu grunzen und an wehrlosen Ästen zu rütteln, aber ich renne mir die Hacken ab für eine Minute schneller beim nächsten Halbmarathon, versetze am Steuer träumende Hausfrauen in Furcht und Schrecken und schüttele meine Faust gegen starrsinnige Rentner im Opel Vectra.

So ein Krieger ist beim Banküberfall vergleichbar mit dem zwischenhirngesteuerten Räuber: Er ist zuständig für Angst, Schrecken, Mord- und Totschlag. Er fuchtelt mit der Waffe und brüllt: "Alle auf den Boden, Gesicht zur Wand!" (Oder so ähnlich.)

Wenn er dann aber allein mit sich ist, kann es einem Krieger durchaus passieren, dass er bei Licht schlafen möchte, weil er sich dann sicherer fühlt oder sich versteckt, wenn jemand etwas von ihm verlangt, das er nicht zu können glaubt. Da er das natürlich nicht zugeben wird, manipuliert, trickst und schwindelt er.

Der König hingegen zweifelt, hadert und manipuliert nicht. Er hat es geschafft. Er gebietet über sein Reich und schaut seinem Gegenüber in die Augen, während er fordert, was ihm seiner Meinung nach zusteht. (Bestimmt kann er auch handeln...)

Der König hält immer sein Wort, und irgendwie ist er göttlich. Er ist derjenige, der den Banküberfall geplant hat, sich bei den Geiseln für die Unannehmlichkeiten entschuldigt, vom Bankdirektor freiwillig den Tresorschlüssel ausgehändigt bekommt und am Ende die sterblich verliebte Schaltermaus am Hacken hat.

Gut. Oder auch nicht.

Denn während der König herrscht, bin ich immer noch damit beschäftigt, ein Gebiet zu finden, über das ich herrschen könnte. Oder noch schlimmer: Mich zu fragen, ob ich denn ein Gebiet finden möchte, über das ich herrschen könnte, oder ob ich nicht viel lieber morgens ausschlafen will.

Zusammenfassend: Wenn es um Rennen, Boxen und Autofahren geht, bin ich eine echt großartige Kriegerin. Will jemand, dass ich ein noch nicht vorhandenes Gebiet verteidige, ziehe ich grunzend den wehrlosen Ast im Wald vor.

Königin? Ich? Nö.

Ist irgendwie noch zu früh.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen