29 Juni 2009

Prinz oder was?

Gestern abend, Blockhaussauna. Vor der Tür stehen keine Latschen, also werde ich die Einzige sein, mich wohlig ausbreiten, meine Füße hochlegen und sehr still vor mich hinschwitzen.
Ich öffne die Tür, lasse meinen Blick schweifen und bin etwas irritiert, als er an einem männlichen Wesen hängenbleibt, irgendwo zwischen 25 und 35 (Ich bin erstens kurzsichtig und zweitens ist es bekanntermaßen in Saunen dämmerig.), dunkelhaarig, einigermaßen gut beieinander. Ich sage trotzdem brav: "Hallo." Er ist ebenfalls brav und grüßt höflich zurück, womit meiner Ansicht nach genug Konversation betrieben wurde. Ich lege mich hin und schließe die Augen.

Tür auf. Romms. Tür zu. Romms. "Guten Abend!" kräht es unüberhörbar. Ich hebe kurz ein Lid und erblicke den Bademeister mit neuem Holz unter dem Arm. Warum muss der so brüllen? Er könnte doch einfach das Holz möglichst lautlos in den Ofen werfen und sich dann wieder verkrümeln. Ich schließe mein Auge wieder.
"Bitteschön!" kräht es kurz darauf. "Dankeschön!" antwortet das männliche Wesen etwas leiser.

Ruhe kehrt ein. Kurz.

"Sie haben aber ein schönes Tattoo." kommt es aus der Ecke gegenüber. Welches meint er? Und warum siezt er mich? Denkt er, ich bin eine überarbeitete Gymnasiallehrerin?
"Danke." antworte ich mit geschlossenen Augen.
"Hat das weh getan?" Nö, ne! Will er auch noch wissen, wie lange es gedauert hat und welche Geschichten dranhängen? Wie blöd ist das denn?
"Nein, kaum." antworte ich mit fest zusammengekniffenen Augen.
"Was issn das? Ne Schlange?" Er gibt nicht auf. Muss ich ihm erst so eine Kopfstütze vor den seinen werfen, damit Ruhe ist?
"Blumen. Große." Nein, ich mache meine Augen nicht auf!

Ruhe kehrt ein. Kurz.

"Ich hätte ja auch gern sowas. Aber das geht ja dann nicht wieder ab." Ups, da habe ich es doch tatsächlich mit einem kleinen Einstein zu tun. Ich muss kurz an Annett Louisan und einen Refrain denken: "Du hättst nur besser nichts gesagt!" In dem Lied geht es um ein männliches Wesen, das von begnadeter Schönheit, aber leider strotzdoof ist. "Ich halte still, Du hältst den Mund." singt sie weiter.
Allerdings werde ich nicht stillhalten! Im Gegenteil, vor meinem inneren Auge fangen die schon mehrfach erwähnten Äxte, Macheten und Kettensägen an zu kreisen. Aber ich halte meinen Mund. Ich schon!
Wenn das wenigstens ein ordentlicher Prinz wäre, knapp über 90 und mit viel Geld und ohne Angehörige. (Dass einer dieser schönen, tapferen Jungs auf dem weissen Pferd vorbeigeritten kommt, für mich den einen oder anderen Drachen bekämpft, Königreiche erobert, mit Juwelen um sich wirft, ein göttlicher Liebhaber ist und trotzdem mit mir in die Kiste will, kann ich mir nicht vorstellen.)

"Oh, meine Zeit ist um!" sprichts von Gegenüber. "Fein!" denke ich und halte weiterhin die Klappe. Bloß nicht ermuntern, das geht garantiert nach hinten los.

Er steht auf. Ich öffne ein Auge. Schöner Arsch. Aber der spricht ja leider nicht.

Ruhe kehrt ein. Endlich.

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