17 Juni 2009

Schlafen oder Wachen? Kartoffelspalten?

Die zweite Frage habe ich mir heute Mittag gestellt, als ich mit knurrendem Magen und auf den chronisch verspäteten Ex wartend die Reste der 200g Zucker, die ich in meinen Getreidemilchkaffee getan hatte, auslöffelte. Eigentlich sollte es ja gesund sein heute. Vitamine, Spurenelemente, Mineralstoffe, das ganze Gedöns.
Trotzdem zogen mich die Worte "Mars Attacks", die für Kartoffelspalten in Kräuterschmand stehen, magisch an.
Ex kam und erklärte, dass er gerade gefrühstückt hätte. Ich verkniff mir die Frage, warum ich dann die mich umgebenden 300 Quadratmeter mit meinem Magenknurren belästigt hatte, und bestellte mir den Kompromiss: "Mars Attacks" und "Schnappt Shorty", den kleinen gemischten Salat.
Örk.
Aber sehr, sehr lecker.

Nach regem Austausch von Liebeslust und -frust und einem weiteren Getreidemilchkaffee rannten wir zum Auto. Er war in Eile. Ich auch.
Und was passiert, wenn zwei Personen in Eile sind? Eine dritte ist es nicht. Die Hausfrau, die vor uns an jeder Stelle, die für einen Schwertransporter mit Überbreite möglicherweise hätte eng werden können, eine Vollbremsung machte, hatte ebensoviel Zeit wie der Frührentner im Ford Escort, der der Ansicht war, dass drei Meter Abstand viel zu wenig seien, um einen Müllwagen zu überholen.
Ex fluchte und schickte sich an, sein Fahrzeug zu verlassen, um den Frührentner zu verhauen. Ich erklärte schüchtern: "Aber ich kann doch zur Not laufen!"
Glücklicherweise bewegte sich der Müllwagen, und wir konnten den Frührentner passieren.

Kurz darauf stürzte ich in die Praxis, erklärte (noch relativ atemlos), warum mir jetzt andere Körperteile weh taten als die ursprünglich zu bearbeitenden (nämlich wegen der albernen Liegestütz) und überließ mich der Kompetenz des Menschen, der meinen Leichtsinn und meine gnadenlose Selbstüberschätzung ausbügeln sollte.

Ich hätte so schön schlafen können, wenn er erstens nicht immerzu gefragt hätte, wie es sich gerade anfühlt und ich zweitens nicht so sehr damit beschäftigt gewesen wäre, meinen Bauch einzuziehen und "Mars Attacks" in Begleitung von "Schnappt Shorty" zu tarnen. (Nichts gegen Entspannung, aber wenn es dabei sichtbar wöbbert und ich nichts dagegen tun kann, lebe ich lieber mit einer Verspannung als mittschiffs größere Hautfalten zu versammeln.)

Zugegeben, verpassen wollte ich auch nichts.

Also wach bleiben. Bauch einziehen. Vorteilhaft aussehen. Trotz Kartoffelspalten.

Das Leben kann anstrengen, insbesondere solch reflektierte und ausschließlich auf innere Werte bedachte Menschen wie mich.

Außerdem macht Atmen bei eingezogenem Bauch keinen Spaß...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen