23 Juli 2009

Senile Bettflucht

... ist ja eigentlich die Bezeichnung für frühes Aufstehen älterer Menschen. Ich finde gar nicht erst den Weg hinein. Muss man das jetzt als "senile Bettverweigerung" bezeichnen?
iTunes spielt "Piano Music to Quiet Your World". Meine World ist extrem quiet, immerhin wohne ich auf dem Dorf, und die einzigen, die jetzt noch Krach machen, sind rivalisierende Katzenherren, denen man die Eier gelassen hat. Oder deren Geschlechtsgenossinnen im Kampf um das Vögelchen. Ansonsten ist es dunkel. "Dunkel wie im Bärenhintern", wie meine geschätzte Frau Mama zu sagen pflegt.

Und weil ich nicht schlafen kann bzw. will, schreibe ich. Möglicherweise völligen Blödsinn, Sätze, die die Welt nicht braucht. Da müssen Sie jetzt durch. Aber Sie können auch jederzeit beschließen, dass Sie nicht den Sinn Ihres Lebens mit Rest füllen wollen, sondern lieber den Rest Ihres Lebens mit Sinn. Dann sollten Sie aufhören, einen Sinn in meinen verbalen Bettfluchten zu suchen und irgendetwas tun, was Sie weiterbringt auf Ihrem Weg, wohin auch immer Sie gerade unterwegs sind.

Ich schreibe derweil mal einfach weiter. Meine beste Freundin hat mir vor ein paar Minuten geraten: "Geh ins Bett, und stell den Veterano wieder in den Schrank!" Blödsinn! Jetzt, wo ich nicht mehr telefoniere, merke ich auch nicht, dass das eine oder andere Wort nicht mehr völlig akzentfrei über meine Lippen kommt. Aber ohne den Veterano wäre mir jetzt schlecht. Ich war nämlich aus. Chinesisch. Und hatte - wie immer - einen brüllenden Hunger. Nachdem ich also dafür gesorgt hatte, dass morgen schönes Wetter ist, weil ich absolut alles aufgegessen habe, eine längere Strecke zu meinem Auto gelaufen bin und dabei eine Trainingstasche mit mir herumschleppen musste, in der irgendein übelwollender Zeitgenosse Wackersteine versteckt hat, und ohne einen nennenswerten Unterschied zwischen "Gib mir das Pfefferminzplätzchen, und ich platze." oder "Ich trinke noch schnell meine Cola Light aus und platze dann." feststellen zu können, fand ich, dass ein Verdauungsgetränk dringend notwendig sei.

Ich hatte die Wahl zwischen Wein, Sekt, Veterano, Sojamilch, Kaffee und Möhrensaft. Was hätten Sie gewählt kurz vor dem Schlafengehen?

Schade ist, dass es kein Gewitter gibt. Gestern abend war ich schon im Bett, als es weltuntergangsdonnerte. Ein Teil von mir wollte wieder aufstehen und Blitze gucken. Der größere wollte liegen bleiben. Und hat gewonnen.
Heute haben mir die KollegInnen berichtet, dass ich ein nahezu biblisches Gewitter verpasst habe. Blöd.
Aber immerhin hat es sich inzwischen etwas abgekühlt.

Jetzt stehe ich vor der Frage, ob ich mir eine Motivations-CD in den CD-Player packe, ins Bett gehe und auf eine ordentliche Arbeit meines Unterbewusstseins hoffe, iTunes weiterlaufen lasse und nachher von "Piano Music to Quiet Your World" geweckt werde, oder ob ich alle elektrischen Geräte ausschalte, mein Schlafzimmerfenster auflasse und darauf hoffe, trotz des Veterano eventuelle Anzeichen eines zweiten biblischen Gewitters wahrzunehmen. Was unwahrscheinlich ist. Wenn ich schlafe, schlafe ich. Versuchen Sie gern, das Haus unter meinem Glutaeus Maximus abzubauen - ich werde Sie nicht daran hindern, sondern allenfalls sacht schnarchen.

Sie fragen sich, warum Sie bis hierher durchgehalten haben und wo die Pointe ist?

Ich habe nie eine versprochen. Aber ein Test der persönlichen Durchhalte- und Leidensfähigkeit kann nie schaden...

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