29 Dezember 2009

Weihnachtsgeschichten I

Es war einmal, (Geschichten müssen so anfangen!) im Dezember des Jahres 2009, kurz nach der Wintersonnenwende, ein Tag, der sich anschickte, wie alle anderen zu werden. Allerdings hatte er ein wenig Angst davor, dass die Menschen sinnlos herumrennen, um Parkplätze streiten, das letzte Geld ausgeben, von Wohnung zu Wohnung hetzen, hilflose Bäumchen anstecken, Unmengen von Altpapier produzieren, viel zuviel essen und sich am Ende fürchterlich in die Haare bekommen würden, weil ihnen ihre Geschenke nicht gefielen. In der letzten Zeit war das jedes Jahr so gewesen, und an das erste Mal konnte er sich kaum noch erinnern.

Da war irgendetwas gewesen mit einem Kind, einem Stern und ein paar Ausländern, die in einem Stall herumlungerten.

Am liebsten hätte der Tag alles schnell wieder dunkel gemacht und sich selbst beendet.

Doch dann kam es ganz anders: Alle lächelten sich freundlich an, man gewährte sich gegenseitig Vortritt und –fahrt, plauderte mit der Kassiererin des Supermarktes, der Blumenverkäuferin, dem Nachbarn, half dem älteren Herrn über die Straße und freute sich auf den Abend. Der Fernseher wurde mit Lametta behängt, die Wohnung mit Kerzen erleuchtet. Man umarmte und unterhielt sich oder genoss für einen Moment gemeinsam die Stille.

Gegen Abend konnte der Tag mehr Spaziergänger auf den Straßen sehen als jemals zuvor, manche besuchten die nächstliegende Kirche, andere genossen die Ruhe, die der am Morgen frisch gefallene Schnee mit sich brachte und freute sich an hell erleuchteten Fenstern und Lichterketten in Rentierform.

Als Geschenk gab es funkelnde Diamanten am Wegesrand, klare, kühle Luft und über allem einen wunderschönen Sternenhimmel.

Der Tag war glücklich; so hatte er sich den Heiligabend immer gewünscht.

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