06 März 2010

Schneesturm Nr. 327

Früher habe ich unglaublich gern Jack London gelesen. Und habe immer die Bücher erwischt, in denen es Schneestürme oder Kälte gab. In so einem Buch bin ich heute auch gelaufen.

Auf dem Zettel standen 11,2 km Tempodauerlauf. Heißt: Schnell. Noch nicht so richtig rennen, aber schon schnell. So, als würde man um Kies- oder Maschsee rennen, mit Konkurrenz, Zuschauern und dem nötigen blinden Ehrgeiz, ganz nach der Devise: "Den krieg ich auch noch!"

Da es nachts angefangen hatte zu schneien, ich ausschlafen wollte und putzen und kochen und waschen, habe ich bis nachmittags gewartet. Aber immer, wenn ich aus dem Fenster geschaut habe, schneestürmte es.

Ein paar Minuten Ruhe nutzte ich dann zum Losrennen. Naja, rennen... Der Bürgersteig war a...glatt, die ersten paar Kilometer ging es irgendwie, aber die Straße, die seit Silvester fast ununterbrochen gesperrt war, wies tiefe Schneeverwehungen mit darunter verborgenem Glatteis auf.

Was habe ich geflucht!

Ja, das Leben will angenommen werden! Sehe ich alles ein. Aber kann das Leben mir nicht wenigstens schneefreie Straßen besorgen?

Ich habe jedenfalls geschimpft wie der berühmte Rohrspatz. Habe Leben, Wetter, Robert T. Betz und Petrus verflucht und laut "Sch...!!!" in den Sturm gebrüllt. War dem Sturm sch...egal. Den anderen auch, denke ich.

Nach 8 Kilometern fand ich, dass es eigentlich sowieso egal ist, zog meine zur Mütze umfunktionierte Sturmhaube vor mein Gesicht und zurrte die Kapuze fest. Interessanterweise spielte mein iPod "Gonna fly now" vom Rocky-Soundtrack. Also habe ich laut in den Schnee gebrüllt, habe dem Wettergott (Göttinnen sind mitgemeint.) erklärt, dass ich alles gut finde, was er gerade veranstaltet und um freie Wege gebeten.

Und mich nach 11,5 Kilometern, um einiges an Willenskraft und Leidensfähigkeit reicher und trotz Handschuhen mit so kalten Händen, dass ich den blöden Doppelknoten an meinem Trailrunningschuh nur mit viel Geschimpfe und Gekämpfe aufbekam, mit einem Kopfsprung in die Badewanne gestürzt.

Der Rest des Abends spielte sich dann in wohltemperierten Räumen ab. Aber das wollen Sie nicht wissen.

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