01 September 2010

Unfreiwilliger Freitod einer Schnake

Heute früh ist etwas sehr, sehr Trauriges passiert: Ich habe einer Schnake beim Sterben zugesehen und ihren Tod nicht beschleunigt, was mir ein unglaublich schlechtes Gewissen macht.

Es war so: Da es morgens inzwischen ja wieder dunkel ist, zünde ich nach dem Laptopeinschalten und HerdplattefürMilchkaffeeanmachen auch eine Kerze an. Ist gemütlicher als Kunstlicht, finde ich.
Ich sitze da also mit meinem morgendlichen Milchkaffee und schreibe. Und schaue dieser Schnake zu, die da immer wieder Richtung Kerze (weil einzige Lichtquelle in dunkler Wohnung) fliegt. Erkläre ihr, dass ihr Tun erstens gefährlich ist und mich zweitens nervt, weil so ein Schnakenschatten im Kerzenlicht einfach viel zu groß für einen Mittwochmorgen ist.

Zu spät. Das blöde Vieh tangiert die Kerze und bleibt im Wachs stecken.

Ein schneller Flammentod wäre ja okay gewesen. Aber jetzt saß ich da, Auge in Auge mit Kerze und Schnake. Die hatte nämlich nur zwei ihrer sechs Beine im Wachs, und der Rest zuckte wild vor sich hin. Also lebte sie noch.

Ich hätte nur beherzt zufassen müssen, um sie endgültig und ohne weitere Folter in den Schnakenhimmel zu befördern.
Aber ich habe Angst vor Schnaken! Naja, nicht wirklich Angst, die hatte ich früher, als ich klein war und so lange gekreischt habe, bis meine Mutter sämtliche 6-Beiner aus meiner Nähe entfernt hatte.
Heute finde ich Schnaken nur eklig, kann aber mit ihnen meine Wohnung teilen.
Aber anfassen könnte ich sie nicht. Nicht einmal im allergrößten Notfall, wenn nämlich eine dabei ist, einen grausamen, langsamen, schmerzhaften Tod zu sterben.

Dieses verdammte Bein zuckte länger als fünf Minuten herum, und ich konnte meinen Blick nicht abwenden. Die Schnake tat mir unglaublich leid, aber mein Ekel war größer.

Jetzt ist sie natürlich tot, aber noch nicht kerzenfeuerbestattet. Ich sitze also immer noch Auge in Auge mit meiner grausamen Missetat. Habe noch immer ein schlechtes Gewissen.

Ich wünsche der Schnake einen friedlichen und erfolgreichen Aufstieg in den Schnakenhimmel. Anfassen werde ich sie trotzdem nicht.

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