24 Juli 2011

Nachrichten aus der Anstalt - Tag 5

Ruhig. Kühl. Nass. Das Wetter lud zum Liegen ein, und ich bin dieser Einladung gern nachgekommen, nachdem das Bier, das ich gestern erlaubterweise auf mein Zimmer getragen habe, meinen Körper wieder verlassen hat.

Das war kurz vor dem Mittagessen, also begab ich mich auf die Jagd nach Essbarem. Die Schlange vor den beiden Ausgaben ging fast bis zur Tür (wahrscheinlich unschuldige Angehörige, die von den Insassen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen dazu gebracht worden sind, 6,50 € in eine warme Mahlzeit zu investieren), und ich entschloss mich spontan für Salat. Neben Gurken (Tomaten sind seit ein paar Tagen aus.), Weißkohl und grünem Salat fand ich noch eine sehr leckere Zusammenstellung der Gerichte der letzten Tage; Nudeln, Mais, Kidneybohnen und Ähnliches in mayonaisiger Fertigsauce. Gestört haben mich persönlich Perlzwiebeln und Oliven, aber ich hatte Verständnis dafür, dass auch die irgendwann mal weg mussten.
(Zwischenbemerkung: Ich scheine mit meiner Meinung bezüglich der Qualität des Nahrungsangebotes weitgehend allein dazustehen. Gestern habe ich das Rehazentrum gegoogelt, und da gab es bei den Bewertungen tatsächlich einen Menschen, der das Essen mit dem in einem 4-Sterne-Hotel verglichen hat! Wahrscheinlich war er All Inclusive in der Türkei und hat die gepanschten Cocktails knapp überlebt.)

Danach war mir nach Ruhe. So ein Sonntag im Rehazentrum kann unglaublich anstrengend sein.

Später am Nachmittag sind meine Flurnachbarin und ich zu einer Initiativwanderung gestartet. Auf dem Weg zum Aussichtsturm begegnete uns der eine oder andere Stöckchenzieher mit grimmiger Miene. Ich erwähnte ja bereits, dass die Wahrscheinlichkeit, einen glücklich oder auch nur zufrieden lächelnden Stöckchenzieher auszumachen, ähnlich hoch ist wie die, Pflegepersonal im dazugehörigen Dienstzimmer anzutreffen. Meine Begleiterin, die sich ebenfalls im Nordic-Walking versucht hat, erklärte mir, dass man sich zu sehr darauf konzentrieren müsse, Arme und Beine zu koordinieren und deswegen nicht noch freundlich lächeln könne.

Unsere Initiativwanderung ("initiativ", weil wir aufgebrochen sind, ohne eine derartige Anweisung in unseren Therapieplänen gefunden zu haben) endete nach knappen zwei Stunden, und nach 10 Minuten ebenso initiativem Stretching begaben wir uns zwecks Nachmittagsschläfchen auf unsere Zimmer.

Der Rest des Tages endete unspektakulär: Beim Abendessen Kampf um die letzten 2 Scheiben Käse, Vertilgen der Salatreste vom Mittagessen und der selbstmitgebrachten biologisch angebauten Rohkost, dann Spielen und Bier im hauseigenen Café, Telefonat nach Hause, Bettruhe.

Allen Nicht-Rehabilitanten auf freier Wildbahn und mit vollwertigem Nahrungsangebot wünsche ich einen guten Start in die Woche!

2 Kommentare:

  1. Anonym6:27 PM

    danke, wünsche dir auch viel spaß in der "anstalt".

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  2. Dankeschön - den habe ich! Möglicherweise können die meinem Rücken nicht helfen; für die anstaltsbezogenen Kreativitätsschübe bin ich äußerst dankbar.

    Und gar nicht soooo weit weg von Dir übrigens... ;-)

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