28 Oktober 2011

Allein auf dieser Welt

Sie kennen "Per Anhalter durch die Galaxis"? Macht nichts. Ich empfehle Ihnen, diese Literaturlücke schnellstmöglich zu füllen, aber für heute Abend ist es nicht wichtig.
Nur soviel: Im "Anhalter" werden gleich auf den ersten Seiten ein paar (logisch gut nachvollziehbare) Thesen über die Bevölkerung des Universums aufgestellt, die in der Annahme gipfeln: "(...) und wenn Ihnen von Zeit zu Zeit jemand über den Weg läuft, ist das nichts anderes als ein Auswuchs Ihrer gestörten Phantasie." Oder anders: "Sie sind allein auf dieser Welt!"

Und allein heute habe ich eine Menge Menschen erlebt, die genau das verinnerlicht zu haben scheinen. Da tauscht man sich in der Sauna mit großem Engagement und noch größerer Lautstärke über den anstehenden Strauchschnitt aus, im Ruheraum versucht eine hörbar gestresste Sozialpädagogin (ich tippe auf eine Abschlussnote von 2,9, aber vielleicht irre ich mich auch, und sie ist Gymnasiallehrerin) erfolglos, ihre ruheunwillige Brut zu erziehen, auf der B3 vollführte mein Vordermann eine rational nicht nachvollziehbare Vollbremsung (möglicherweise wurde er von einem mir unsichtbar gebliebenen Nebelschwaden angegriffen) und zeigte mir auf mein zartes Hupen hin den Finger, mit dem er sich nicht in der Nase bohrte; eine Spaziergängerin ließ ihren Dobermann bellend auf mich zurennen und brüllte aus sicherer Entfernung "Der tut nix!", und bei der Eingabe meiner PIN an der Tankstellenkasse spürte ich den heißen Atem des hinter mir Stehenden im Nacken.

Glücklicherweise habe ich mir die ja alle nur eingebildet. Denn wenn sie real gewesen wären, hätten sie meine Grundannahme "Da ist niemand, auch wenn er Geräusche macht!" in Frage gestellt.
Und dann hätte ich mich möglicherweise gezwungen gesehen, wie im Selbstgespräch "Sozialpädagogen sind strotzdoof!" in den Ruheraum zu brüllen, Dobermann und Frauchen zusammenzufalten und das Fahrzeug dieser N...heimer Schnarchtatze zu rammen.

Aber da war ja niemand. Ich bin ganz allein auf dieser Welt, und all diese Menschen waren nichts anderes als ein Auswuchs meiner gestörten Phantasie.

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