14 April 2012

Gammeltag

Kennen Sie das? Sie wachen morgens auf, sind voller Tatendrang, wollen am liebsten mit beiden Füßen gleichzeitig in die Laufschuhe springen und dabei einen doppelten Salto über die Yogamatte vollführen? Oder ohne Kaffee mit der Komplettrenovierung Ihrer Wohnung beginnen? Einen Bestseller schreiben vor dem Einkaufen?

Und dann, langsam, unauffällig, aber hartnäckig schleicht sich von hinten links so eine bleierne Schwere an. "Liegenbleiben!" säuselt sie ins wehrlose Ohr. "Wochenende!" fügt sie leise lockend hinzu.
Eigentlich hat sie ja recht, die Stimme, die da aus dieser bleiernen Schwere zu mir spricht. Laufen kann ich später immer noch, meine Wohnung ist sauber, und der Bestseller kann warten. Ich bleibe liegen. Nur ein Weilchen, bevor ich dann aber mit beiden Füßen gleichzeitig... Ist auch noch so neblig draußen, und die Nachbarn haben sich fürs Stöckchenziehen mit Skianzügen bewaffnet. Eigentlich könnte ich ja sogar noch ein bisschen dösen; Tagträume sollen die Kreativität ungemein fördern.

Als ich zum zweiten Mal an diesem Tag aufwache, ist der Himmel quietschblau, und die Sonne scheint. Jetzt aber mit beiden Füßen...! Ich öffne vorsichtig mein Schlafzimmerfenster. Es ist ARSCHKALT!!! Die Sonne lügt!
Ich schleppe mich fröstelnd in die Küche und mache mir einen Pulverkaffee - für das übliche Milchkaffeeritual bin ich viel zu träge.
Erstmal Mails checken, das geht auch, ohne die Welt zu retten. 627 sind es auch nicht. Dann die Tageszeitung online lesen.

Man muss nur lange genug warten, dann geht die Sonne von allein wieder weg!

Einen letzten, kaum wahrnehmbaren Aktivitätsschub habe ich genutzt, um meine Wäsche aus der Waschmaschine zu holen. Nach dem Aufhängen war ich völlig erschöpft, sank auf meinem Balkon in die Ruheliege (inzwischen war der Himmel aus irgendeinem Grund wieder quietschblau, und die Sonne schien) und pflegte mein schlechtes Gewissen. Ob es draußen genauso duftete wie auf meinem Balkon? Ich hatte in einem Verschönerungs- und Frühjahrsputzwahn Hyazinthen verbuddelt, die jetzt blühten. Ich hasse es, wenn irgendetwas blüht und duftet, während ich zu faul bin, daran zu riechen! Überhaupt hasse ich schönes Wetter! Warum kann es nicht regnen? Frieren? Hageln? Schneien?

Jetzt höre ich die 20-Uhr-Nachrichten. Gleich wird es dunkel. Niemand muss mehr aktiv sein. Ich schon gar nicht. Gute Nacht allerseits!

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