02 Mai 2012

Ein Radweg führt ins Nirgendwo

Jedenfalls wenn man sich als Inlinerin von der beratenden Person nicht mindestens eine T-Bremsung hat zeigen lassen, um sicher zu gehen, dass die Problematik "Nicht alle Radwege sind auch für (Inline-) Skater geeignet" bekannt ist und verstanden wurde.

In gutem Glauben habe ich heute eine Radwanderkarte erstanden und die Information erhalten, dass bis auf ein kleines Stück Steilküste alle als Radwege gekennzeichneten Strecken auch für Inlineskater befahrbar sind. Ausgestattet mit der Karte, einer Flasche Wasser und einem hohen Maß an Motivation habe ich mich gen Söseby (oder so) aufgemacht. Dort ist die Schlei schon ziemlich breit, und ein Café hätte es dort bestimmt auch gegeben.  Hätte. Wenn ich angekommen wäre.

Laut Karte sollte der (Rad-) Weg über Thumby führen und den Abzweig nach  Waabs links liegenlassen.

Von dem fiesen Gegenwind und einer Steigung, die man in Schleswig-Holstein gar nicht vermutet hätte, mal abgesehen, endete der auch für Inlineskater geeignete Radweg in Vogeldingsbums-Grünholz (oder so). Danach gab es eine recht breite, für Kraftfahrzeuge jeder Art geeignete Landstraße. 

Wer schon einmal im Landkreis Northeim mit weniger als vier Rädern, vor allem aber unmotorisiert und nicht tiefergelegt unterwegs war, weiß, wovon ich rede, wenn ich die Worte "Freiwild für Autofahrer" benutze. Ich jedenfalls habe Angst vor Hauptstraßen, zumal ich auf dem Damper Großparkplatz außer meinem eigenen noch ein weiteres Fahrzeug mit dem Kennzeichen NOM gesehen habe.

Also bin ich nach Grünholz (oder so) abgebogen, habe mich über ein schlecht asphaltiertes Sträßchen gekämpft, um auf dem nächsten Radweg zu landen. Auch der ließ qualitativ zu wünschen übrig, aber ich will mal nicht nur meckern. Lästig war, dass er nach ca. 5 km vor einem verschlossenen Zaun endete, an dem ein Schild "Durchfahrt verboten!" angebracht war. Ja, wie denn auch?
Also zurück. Irgendwie hatte ich bei meinem verzweifelten Gestolper einen Abzweig übersehen, jedenfalls fand ich mich auf einmal direkt auf einem sogenannten Radweg neben der Bundesstraße nach Kappeln wieder. Von Söseby (oder so) war weit und breit nichts zu sehen. Auch kein Hinweisschild. 

Auch dieser Radweg endete abrupt. In einiger Entfernung konnte ich aber das Gebäude des Ostsee-Resorts ausmachen und beschloss, dann doch wieder in diese Richtung zu fahren. Inzwischen hatte ich auch Kaffeedurst und Eishunger. 
Ich fuhr ein Stück auf der Straße entlang, handelte mir Kopfschütteln im besseren, Hupen im schlechteren und extrem dichtes Vorbeifahren im allerschlechtesten Fall ein. (Die Autos hatten alle Kennzeichen "RD" - das müssen die Northeimer Schleswig-Holsteins sein!)
Dann war "Gut Damp - Kaffee und Kuchen" ausgeschildert. Ich bog ab. Dieser Radweg endete nach ca. 1 km an einer kopfsteinpflasterbewehrten Toreinfahrt, die zu allem Überfluss auch noch abschüssig war, und ich beschloss, dass der Kaffee nicht so dringend war.
Also zurück. Die nächste Einfahrt wies einen Reiterhof, zwei Campingplätze und ein Café aus. Ich bog ab. In irgendeinem früheren Leben muss ich ein echtes Arschloch gewesen sein. Warum sonst sollte mein Karmabeauftragter mich mit Gegenwind oder Steigungen strafen, oft sogar kombiniert, sobald ich mich unmotorisiert nach draußen wage?

Nachdem mich zwei Autos mit besagtem Kennzeichen ebenfalls zu dicht überholt hatten und ich dann meinerseits zum Überholen eines Rentnerehepaars im Skoda Fabia ansetzte, verfestigte sich meine Überzeugung, dass zu jedem Landstrich auch ein Northeimer gehört. (Um es mir nicht mit meinen Nachbarn zu verderben: Oder ein Eichsfelder. Oder jemand aus Hessisch-Lichtenau. Oder Melsungen. Oder Ostwestfalen. Oder Fuldatal-Wahnhausen. Oder Worbis. Oder Duderstadt.)

Dieser Radweg endete erst am Meer. Leider führten zum Café ein paar Stufen hinauf, und ich war zu faul, meine Inliner auszuziehen.

Nach gut zwei Stunden war ich wieder am Hotel. Und hatte gefühlte 20 km zurückgelegt, mich dabei aber höchstens 7 km aus Damp fortbewegt. Für die Göttinger LeserInnen: Das ist ungefähr so, als würden Sie vom Marktplatz nach Weende wollen, weil aber alle Straßen gesperrt sind, laufen Sie nur sinnlos in der Fußgängerzone umher. 

Morgen werde ich erst einmal mit dem Auto nach Söseby (oder so) fahren und genau nachsehen, ob es einen Radweg gibt, wie der aussieht und wo er endet. Und wieviel Eis und Kaffee an der Strecke verkauft wird.
Vielleicht gebe ich die blöde Radwanderkarte aber auch gleich zurück und fahre nur nach Gefühl ein bisschen auf dem Großparkplatz umher.

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