25 März 2013

Öffentliche Verkehrsmittel

Die musste ich heute nutzen: Bahn vom Bahnhof Göttingen nach Nörten-Hardenberg, knappe acht Minuten Frieren am dortigen Bahnhof, um dann in ein Linientaxi umzusteigen, dessen Fahrerin Rücken hatte und der ich hoffentlich mit dem einen oder anderen Tipp und der Empfehlung des Neurologen meines Vertrauens (und Reparierer meiner defekten Bandscheibe bzw. Beseitiger störender Überreste derselben) hilfreich sein konnte.

Erinnerungen wurden wach: Es sind tatsächlich schon unglaublich kurze vier Jahre vergangen, seit ich den Öffentlichen Personennahverkehr auf das Ausgiebigste nutzen musste. Insbesondere der nach Whausen war eher rudimentär, was mich dazu brachte, bereits bei -7° und heftigem Schneegestöber Rad zu fahren oder die fünf Kilometer vom Bahnhof mehr oder weniger fluchend zu Fuß zurückzulegen.

Ich bin ein Weichei geworden. Heute fand ich 13 Minuten auf dem Fahrrad bei zugegeben eisigem Ostwind schon sehr anstrengend. Aber ich bin ja auch nicht sportlich, ich bin verliebt. 

Zurück zu den öffentlichen Verkehrsmitteln: Es war ein Symbol für "Feierabend" damals; Gehetze aus dem Studio (ich war noch hauptberufliche Hoppse und hatte mich erstens beim Aerobic und zweitens beim Köpfchenstreicheln des einen oder der anderen eher Hoppsungeeigneten völlig verausgabt), Rumgestehe an der Bushaltestelle, dann sitzen und Herunterfahren, während der Bus vorwärts fuhr. 45 Minuten, um mit meinem Feierabendbier in Whausen anzukommen. Die Arbeit blieb zurück, weil der Bus ja oft genug hielt, um die Gedanken an den Tag herauszulassen.

Heute schleppe ich die Arbeit mit nach Hause. So ein kleiner Peugeot kann eine Menge schwerer, anstrengender Gedanken transportieren, und wenn man sich nicht die Mühe macht, sie irgendwo unterwegs in Form eines Feierabendlaufs oder -spaziergangs gehen zu lassen, kommen sie mit. Das Bild des Indianers, der gerade aus dem Zug ausgestiegen ist, auf den Schienen sitzt und darauf wartet, dass sein Geist ankommt, gewinnt eine ganz neue Bedeutung. Wobei der Geist, der mich zu begleiten versucht, nicht in dem Maße willkommen ist wie der des Indianers. Sein Geist scheint lebensnotwendig zu sein, meiner vertritt eher die Gruppe derer, die meinethalben gern auf den Schienen liegenbleiben dürften.

Heute jedenfalls durfte mein Geist auf der Heimfahrt zur Ruhe kommen, obwohl ich weder spazieren gegangen noch gelaufen bin noch Gewichte stemmen war (meine Strategie, eventuell noch aufmüpfige Geister einzuschläfern). Ich habe nicht einmal gedacht; ich bin einfach in diesen Zug gestiegen und habe die Mitreisenden betrachtet: Die junge, stark geschminkte Dame mit den schwarzgefärbten Haaren und unechten Wimpern, umgeben von zwei sehr natürlich aussehenden, aber ebenso jungen Damen, den Typ, der mir gegenüber sitzend mit seinem Smartphone kommunizierte, der blasse Herr mittleren Alters mit dem desillusionierten Gesichtsausdruck, der Dauerpendler, der allen Mitreisenden die Welt erklären zu müssen glaubt.

Jetzt bin ich angekommen. Nein, anders: Die Arbeit ist dort, wo sie hingehört. Ich bin hier. Jetzt. Müde, aber gedankenlos.

4 Kommentare:

  1. Hallo la Guapa!
    Ich hoffe es geht dir gut! So lange kein Eintrag mehr von dir!!
    Herzliche Grüße von einer treuen Leserin

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  2. Hi Florinda,
    danke fürs Nachfragen - ja, ich denke, es geht mir gut. Aber irgendwie hat mich die Muse verlassen, und ich konnte bisher keinen adäquaten Ersatz finden.
    Ist wohl der Preis, den man für einen "sicheren" Job zahlt...

    Aber: Fridolin ist gerade letzte Woche von mir ausgedruckt worden, und ich bin wild entschlossen, weniger zu arbeiten und wieder mehr zu leben und zu schreiben!

    Liebe Grüße, Guapa

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  3. Hallo Guapa,
    wer oder was ist Fridolin? Ich hatte als Kind mal einen Wellensittich mit diesem Namen...aber der hätte sich nicht drucken lassen....

    Alles Gute für deinen Entschluss!

    Liebe Grüße
    Florinda

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  4. Upps. Da hatte ich doch den armen Fridolin vergessen... Fridolin ist ein Pinguin, der aus einem Wortspiel geboren wurde und eine Zeitlang die seltsamsten (gereimten) Abenteuer erlebt hat. Und der jetzt im Weltall sitzt, von einer Aliendame sexuell belästigt wird und auf Hilfe wartet.

    Blöderweise ist ihm aber gerade ein Degu namens Mäxchen in die Quere gekommen. Und dänische Übersetzungen. Wie das Leben eben so spielt...

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