18 September 2016

Liebende Mütter und ihre Säuglinge in der Sauna

Eines schicke ich sicherheitshalber voraus: Ich habe keine Kinder. Die habe ich ganz bewusst nicht, weil ich mir, als sich die Frage ein- oder zweimal stellte, gesagt habe, dass ich mich keinem Kind zumuten möchte. Ich bin halsstarrig, habe meine sehr klaren Ansichten über Emanzipation und wie eine Frau zu sein hat, und Jungen fand ich irgendwie seltsam. Wenn ich nun also eine Tochter in die Welt gesetzt hätte, die zu so einem Girlie auf High Heels, mit hilflosem Blick und zartem Stimmchen geworden wäre, hätte ich sie zusammen mit einem Laufband, ein paar Hanteln, den gesammelten Werken von Simone de Beauvoir, Margarete Mitscherlich und Lou Andreas Salomé (bevor sie sich an Bildzeitung und lustige Spielshows verkauft hat, hätte auch Alice Schwarzer dazugehört) im Keller eingesperrt und erst wieder herausgelassen, wenn sie laut hörbar "Tod dem Patriarchat!" gebrüllt und ihren Bizeps gezeigt hätte. Ein Junge war gar nicht in meiner Planung.
Deswegen habe ich meinen Kindern erspart, sie in die Welt zu setzen und finde diese Entscheidung nach wie vor absolut in Ordnung.

Vor diesem Hintergrund können Sie, liebe Mamis, jetzt rufen: "Die weiß ja gar nicht, wovon sie spricht!" oder "Die hat ja keine Reproduktionsarbeit geleistet!" und dann hätten Sie recht.
Trotzdem halte ich mich für fähig und berechtigt, diesen Text zu schreiben - ich habe nämlich von meiner Mutter die elementaren Höflichkeitsregeln gelernt.

Unter anderem beinhalteten die: "Störe keine Menschen, die einen ruhebedürftigen Eindruck machen. Lass sie schlafen." Meine Mutter meinte damit meine mittagsschlafhaltende Großmutter. Ich meine Menschen in Ruheräumen von Saunalandschaften.

Liebe nicht mehr ganz so junge Mutter, welcher Teufel hat sie denn geritten, einen Säugling in die Sauna zu schleppen? Haben Sie gemerkt, dass sich außer Ihnen niemand mehr entspannen konnte, weil das liebe Kleine nahezu ununterbrochen sehr laute Geräusche gemacht hat? Ich fand das Kind übrigens ganz reizend, nur damit kein falscher Eindruck entsteht. Aber Sie, liebe Mama, sind definitiv schlecht bis überhaupt nicht erzogen; und Sie werden ja wohl nicht von Ihrem Nachwuchs erwarten, dass er das für Sie erledigt. Oder sind Sie Anhängerin der darwinschen Theorie und haben diese leicht abgewandelt: Nicht die Lebensfähigsten kommen durch, sondern die am wenigsten Geräuschempfindlichen?

Es ist vollkommen okay, wenn Ihr Kind frei und ungezwungen aufwachsen soll. Aber dann gehen Sie bitte in den Wald.

Ohne Ihnen jetzt Angst machen zu wollen: Wenn wir das nächste Mal im Saunabereich aufeinander treffen, habe ich den festen Vorsatz, einen weiteren guten Rat meiner Mutter in die Tat umzusetzen: "Hör auf zu jammern, geh raus und wehr Dich!" Das bezog sich damals auf ein mich piesackendes Kind, über das ich mich bei ihr beklagt hatte. Ich bin dann rausgegangen und haben dem Kind solange mit der Schaufel auf den Kopf gehauen, bis es mich in Ruhe gelassen hat. Glauben Sie mir - man kann uneinsichtige Menschen auch mit einem nassen Handtuch verhauen.

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