10 Oktober 2016

Bleiben Sie einfach sitzen - Meinungen werden völlig überschätzt

Ich fange jetzt mal einfach an, ohne zu wissen, wohin mein Geschreibsel mich (und Sie) führen wird. Heute Nacht war Debatte zwischen Clinton und Trump. Bin froh, dass ich keine Amerikanerin bin und zwischen Pest und Cholera wählen muss. Das bringt mich nach Deutschland. Haben Sie gestern "Die Anstalt" gesehen? Die haben auf sehr anschauliche Weise gezeigt, dass doch irgendwie alles beliebig ist.
Beauftragen Sie doch einmal Freunde oder Ihre Familie, Ihnen eine Tagesschau von vor 20 Jahren unterzujubeln - Sie werden den Unterschied nur am Personal und der riesigen Wand dahinter merken!
Wie ich jetzt darauf komme? Ich bin so verdrossen. Nein, bin ich nicht. Das schreibe ich nur, weil "verdrossen" so ein schönes Wort ist. Eigentlich fühle ich mich in meinem Tun bestätigt. Jetzt gucke ich seit etwas mehr als einer Woche keine Nachrichten, lese sie auch nicht (abgesehen von denen des örtlichen Käseblattes) und vermeide es, mich bei Twitter einzuloggen. Mir fehlt nichts. Wenn Krieg ist, werde ich das schon irgendwie mitbekommen. Gleiches gilt für eine die Werra heraufziehende Flutwelle, Erdbeben oder einen Vulkanausbruch in unmittelbarer Nähe.
Und das geht mir nicht allein so. Die örtliche Bürgerinitiative, die gegen die Zerstörung von Naturschutzgebieten zugunsten der Stromindustrie und der Energiewende kämpft, Windräder, Wasserdampf, Kraftwerkkonnte bei ihrer letzten Aktion doch immerhin 80 Menschen zählen, denen der Wertverfall ihrer Häuser, die Verwüstung von Waldstücken und das Belogenwerden durch Gemeindepolitik und Lobbyisten so wichtig waren, dass sie sich von der Couch wegbewegt haben. Ich bin auch sitzengeblieben. 

Wir sind so unendlich faul! Mit "Wir" meine ich "uns Volk". Wir gucken fast tatenlos zu, wie irgendwelche rechten Schwachköpfe Schutz suchende Menschen (und nicht nur die) in Furcht und Schrecken versetzen, wir regen uns über nichts mehr auf außer den Nachbarn, dessen Brombeeren auch unser Grundstück erreicht haben, und ca. 60% von uns wählen den Status Quo. Wir liken, disliken und unterschreiben Online-Petitionen. Das muss reichen. Wir haben zu allem eine Meinung, aber zu nichts den Arsch in der Hose. Verdammt, ich bin mir gerade grottenpeinlich. Fühlen Sie sich also bitte nicht allzu angesprochen; wahrscheinlich halte ich ein Selbstgespräch mit Feindbild.
Das alles nervt mich, und deswegen gehe ich jetzt ein Windrad sprengen. Oder ich kette mich an einem der letzten Bäume, die noch da sind, an und rette ihn. Vielleicht demonstriere ich auch irgendwo. 
Wenn Sie also nichts mehr von mir lesen, rette ich die Welt. Oder bin beim Versuch verhaftet worden. 
Aber wahrscheinlich bin ich morgen wieder zur Stelle, weil ich meinen Arsch nicht hochbekommen habe.

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