Spaß haben ist wirklich wichtig!

Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser!
Da war ich doch schon wieder im Begriff, mir ein richtig schlechtes Gewissen einzureden, weil ich seit sieben (!!!) Tagen nichts mehr geschrieben habe! Dabei ist meine Aufnahmeapp voll mit Text. Ich fahre ja auch irre viel Auto; da passieren die Geschichten von ganz allein.

Ist es also der innere Schweinehund? Bin ich einfach nur eine (schreib-) faule Sau? Habe ich zuviel anderes zu tun? Ist es zu heiß/zu kalt/zu nass/zu trocken? Ist es wegen der zusammengerollten Heuballen auf den Feldern und einer prophylaktischen Herbstanfangs- oder Sommerendedepression?

Nö. Ich hatte keine Lust. Punkt. Da bin ich jetzt mal gnadenlos ehrlich und tue damit etwas, womit der Durchschnittspolitiker und/oder Versicherungsvertreter jede weitere Lüge einleitet. 
Aber warum sollte ich Sie beschummeln? Ich habe Sie doch alle gern!

Also noch einmal: Ich hatte keine Lust. Ich hatte auch keine Lust zum Laufen. Stattdessen hatte ich Lust auf frische, knusprige Brötchen, konsequentes Herumliegen in der Sonne, Lesen und Zwiegespräche mit dem Satansbraten.

Man muss nicht immer erklären, wenn man mal keine Lust auf dieses, sondern mehr Lust auf jenes hat. Oder auf gar nichts. Letzteres wird erklärungsbedürftig, wenn es sich zum Dauerzustand entwickelt - aber auch nicht anderen gegenüber, sondern immer nur sich selbst. Manchmal steckt ja auch ein Schnupfen oder eine Depression dahinter. Die sage ich beide in einem Atemzug, weil die Gesellschaft und das "Gesundheits"system der Ansicht sind, dass sie auch beide gleich behandelt werden können und eine Frage des ordentlichen Zusammenreißens sind. Aber das ist jetzt nicht unser Thema.

Das macht Spaß!

Gestern hatte ich auf einmal wieder Lust. Und weil ich sturmfreie Bude hatte, konnte ich dieser Lust auch sofort und umgehend nachkommen: Laptop aufgeklappt, iTunes an, volle Lautstärke, "Gamma Ray" von Birth Control und in meinem Zimmer herumgesprungen wie ein wildgewordener Kastenteufel. Studentischer Ausdruckstanz mit Haareschütteln. Zwischendurch immer mal getrommelt. 

Dann noch "Nothing else matters" von Metallica und - Entschuldigung! - David Guetta. Mein Musikgeschmack ist flexibel und richtet sich ausschließlich nach Tanz- und Hörbarkeit.

Das war schön! 

Der hat Spaß.

Ich habe nicht vor, das jetzt jeden Tag zu machen. Vielleicht mache ich heute ganz etwas anderes. Vielleicht mache ich auch gar nichts außer durch Ostwestfalen fahren und auf Autofahrer schimpfen und schwitzen. Das Gewitter kommt ja einfach nicht. Hat wohl auch keine Lust.

Die auch.

Und der erstmal!

Warum sollte ich mich also zu irgendetwas quälen, zu dem ich keine Lust habe? Ich kann nicht gut sein bei dem, was ich nicht mit Lust mache. Da mache ich lieber gar nichts. Irgendein weiser Mensch hat einmal geschrieben: "Wenn Ihr Euer Handwerk nicht mit Liebe erledigen könnt, geht lieber in den Tempel und bettelt." Das ist mal eine vernünftige Einstellung!

Millionen von Menschen stehen jeden Morgen und jeden Abend im Stau, um sich auf etwas zu bzw. von etwas weg zu bewegen, worauf sie keine Lust haben. Das ist tragisch. Es kann ja durchaus sein, dass die Lust mal da war, aber irgendwie weggegangen ist. Wenn man das merkt, ist es sicher hilfreich. Dann könnte man nämlich der Lust hinterher gehen.

Ich jedenfalls habe heute ganz viel Lust, meinen Sprinter hinter irgendwelchen Amateuren herzufahren, mich über alle um mich herum aufzuregen, immer mal wieder Smalltalk mit einem Kunden zu halten und ihm ein strahlendes "Geht's uns nicht gut?" entgegenzurufen. Ich habe sogar Lust zu schwitzen, wenn es denn so heiß bleiben will. Gewitter fände ich aber auch nicht übel. Das ganze Leben ist, aus der Lustperspektive betrachtet, ziemlich großartig, und ich werde den Teufel tun und keine Lust darauf haben!

Die nicht.

Haben Sie es schön, laufen Sie Ihrer Lust hinterher, falls die gerade woanders sein sollte, oder sagen Sie sich voller Überzeugung: "Heute habe ich aber auch gar keine Lust!" und legen Sie sich mit einem guten Buch wieder hin. Das Universum wird nicht merken, wenn Sie heute nichts tun.

Gewitter machen, zum Beispiel.