04 März 2018

Warum Frauen immer noch den Haushalt machen und Männer das selten bemerken

Gestern bei der Hunderunde kam die Frage auf: "Haaren deine auch so?" Gemeint waren Luna und Frollein Frieda, 
und ich konnte antworten, dass sie das erstens tun und mich und den Staubsauger damit zweitens täglich vor größere Herausforderungen stellen.
Eine der Gassifreundinnen, die altersmäßig Mitte der Zwanziger anzusiedeln ist: "Schrecklich, nicht? Ich habe meinem Freund eingeschärft, dass er seine Klamotten bitte nicht einfach auf den Boden, sondern in den Wäschekorb werfen soll. Ich habe ja sonst immer die ganzen Hundehaare in der Waschmaschine."
Ich nickte verständnisvoll und erklärte, dass ich eine Erfüllung dieser Bitte für unwahrscheinlich hielte und ich inzwischen dazu übergegangen sei, meine und die Wäsche meines lieben Mannes getrennt zu waschen, damit wenigstens nicht die Hundehaare an seinen Socken auf meine Sachen überspringen.

Viel später habe ich mich wegen dieses Gesprächs erschreckt. Ich bin mit "Der kleine Unterschied und seine großen Folgen" von Alice Schwarzer, "Das andere Geschlecht" von Simone de Beauvoir und haufenweise anderer feministischer Literatur aufgewachsen. Die jungen Frauen "von heute" sollten doch die Emanzipation inzwischen in den Genen haben! Von uns, den Alt-Emanzen! Wäre das meine Tochter, ich würde sie mit genau dieser Literatur in den Keller sperren und erst wieder herauslassen, wenn sie sich bereit erklärt, Staubsauger und Wäschekorb zu verbrennen. 
Aber nein, stattdessen gab ich ihr Tipps, wie sie die Hundehaare von den Klamotten ihres Kerls abbekommt! 

Chaos Unordnung Unaufgeräumt Dinge Zeug Wo
Zu diesem Raum würde mein lieber Mann sagen: "Ist doch noch alles zu sehen! Kein Grund für blinden Aktionismus."
Angesichts dieser Gedanken wurde ich ganz klein und hässlich und fragte mich, wie es so weit kommen konnte. 
Die Erklärung schickte mir der Putzgott auf dem Fuße: Aus Gründen, die nur die Evolution kennen mag, haben die meisten Frauen immer noch eine viel geringere Drecktoleranz als die meisten Männer. Das führt gemeinhin dazu, dass sie sich ab einer gewissen Höhe der Staubschicht - oder in meinem Fall Menge an Hundehaaren - nicht mehr wohlfühlen, während der Mann noch gar nicht bemerkt hat, dass vor Jahren ein Hund angeschafft wurde. 

Die Frau ohne Beziehungserfahrung wird nun versuchen, ihren Liebsten zum Putzen zu bewegen. Wahrscheinlich wird er das, emanzipiert wie Männer inzwischen sind, auch tun, obwohl er überhaupt nicht einsieht, was genau er putzen soll, weil für sein Auge ja noch alles blitzeblank ist. Also führt ihn die Frau durch die Wohnung und zeigt auf alles, was ihrer Meinung nach saubergemacht werden muss. Das wird sie jedesmal so tun müssen, weil sich seine Dreckwahrnehmung nicht ändert, und das kostet Zeit und Nerven.
Die Frau, die schon länger mit einem solchen Exemplar zusammenlebt, wird wahrscheinlich selbst zu Staubsauger und Putzlappen greifen, weil sie damit erstens unglaublich viel Zeit und zweitens Diskussionen mit dem Mitbewohner spart. Und während die frisch Verliebte stinksauer ist, weil ER sich nicht bei ihr für die Mühe bedankt, wird ihre ältere Geschlechtsgenossin wissen, dass er es einfach nicht sieht. Dazu müsste er erstens den Blick von seinem technischen Kleingerät lösen und zweitens in der Lage sein... (siehe oben).

Ich könnte deswegen jetzt wüten, streiten, eine politische Partei gründen oder eine Demonstration organisieren. Aber das würde erstens nichts verändern, und zweitens habe ich dafür keine Zeit. Der Haushalt, Sie verstehen...?

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