02 März 2018

Allgemeines Gelästere über das Aussehen winterlich bekleideter Mitbürger/innen

Es gibt nur wenig, was bekloppter aussieht als ein Radfahrer, der über seiner Strickmütze einen Helm balanciert. So eine Strickmütze hat ja bekannterweise die Angewohnheit, fluffig zu sein, vorausgesetzt, man wäscht sie nicht bei 60°. Und auf so einer fluffigen Strickmütze sieht der Helm aus, als schwebte er. Das macht den Kopf unter ihm zum Deppen und bringt mich zu der Überzeugung, mir lieber entweder die Ohren abzufrieren oder beim Sturz eine Gehirnerschütterung zu holen als mich in dieser Form der geschätzten Öffentlichkeit zu präsentieren. 
Der meiner Ansicht nach beste Schutz vor der Lächerlichkeit ist allerdings, sich in ein warmes, sicheres und viel schnelleres Kfz zu begeben und dort den Frühling abzuwarten.

Sehr schön sind auch die Menschen, die schon bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ihre Skibekleidung vom Dachboden holen, um sich vor der Kälte zu schützen. Um das obere Ende des michelinmännchenartig ausstaffierten Wesens wird nach Möglichkeit noch ein dicker, langer Schal gewickelt. Diese Kombination verhindert isoliertes Kopfdrehen, und so dreht sich immer gleich der ganze Mensch, wenn er etwas zu sehen versucht, was sich nicht direkt vor ihm befindet. Das sieht auch ziemlich blöd aus.

Es gibt natürlich auch das andere Extrem, und deswegen bin ich im Winter ausnahmsweise immer mal wieder dankbar für mein Alter, das es mir erlaubt, mich witterungsadäquat zu bekleiden statt mir in Sneakers, dreiviertellanger Leggins, Shirt und offener Jacke nicht nur den Glutaeus Maximus abzufrieren. Ich habe noch traumatische Erinnerungen an einen Abend, als ich, 20-jährig, mit meiner besten Freundin und in Ausgehmontur (kleines Schwarzes, High Heels, Strickjäckchen) bei -20° durch die Fußgängerzone stakste. Uns gefror der Atem in der Nase und die Tränen unter den Augen, und wir beschimpften uns gegenseitig. Das macht man in diesem Alter so, wenn man Blödsinn treibt und die Verantwortung abzuschieben versucht.


Ich verzichte hier mit Absicht auf eine Illustration, denn ich möchte das, was sich gerade vor Ihrem inneren Auge abspielen mag, auf gar keinen Fall beeinträchtigen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen