Heute können Sie auch ein Exemplar gewinnen. Dazu müssen Sie mir 10 Wörter spendieren, aus denen ich dann ein Gedicht oder eine Geschichte bastele und hier einstelle. Ich habe die Idee einer interaktiven Schreiberei ja noch nicht aufgegeben. Wenn Sie mögen, gern auch mit dem Namen des/der edlen Spenderin versehen.
Es ist egal, was für Wörter Sie mir schicken - das entscheiden Sie!
Die Wörter schreiben Sie mir entweder an sasch.wiz@gmail.com oder Sie twittern mich an @saschwiz. Der/die erste Einsenderin, die mir 10 Wörter und ihre/seine Anschrift schickt, bekommt ein Buch geschenkt. Selbstverständlich werde ich Ihre Adresse nicht weitergeben und auch nicht selber für Werbezwecke verwenden, sondern sofort nach Verschicken Ihres Gewinns wieder löschen. Ich heiße ja nicht Zuckerberg!
Genug geredet. Türchen auf:
Duschgel
wächst in der Dusche, und nasse Handtücher trocknen in der
Badewanne.
In
mancherlei Beziehung sind viele Männer ja noch von einer nahezu
herzerfrischenden Naivität. So, wie manche als kleine Jungen an den
Weihnachtsmann glaubten, daran, dass ihr Matchbox-Auto lebt und
Mädchen böse Außerirdische sind, findet man auch bei einigen
erwachsenen Exemplaren noch ein großes Maß an Wundergläubigkeit.
Insbesondere diejenigen, die beim samstäglichen Großeinkauf völlig
unvermittelt von Orientierungs- und Hilflosigkeit überfallen werden,
haben oft im Laufe der Jahre, wahrscheinlich als eine Form der
Traumabewältigung, ganz eigene Ideen über die Verfügbarkeit von
Dingen entwickelt. So hängen sie häufig dem Glauben an, bestimmte
Artikel für Körperpflege und Hygiene wachsen nach, und zwar genau
dort, wo sie, wenn die Packung aufgebraucht ist, hingestellt werden.
Wie
oft habe ich schon bis zur Unkenntlichkeit zusammengedrückte
Duschgeltuben in Männerbadezimmern gefunden, aus denen auch wirklich
der allerletzte Tropfen herausgepresst worden war. Sie stehen auf dem
Rand der Badewanne und warten zusammen mit stumpfen Rasierklingen,
leeren Shampooflaschen und mindestens drei weiteren Sorten Duschgel
auf Wiederbelebung. Oft hat sich unter den Behältnissen ein
hartnäckiger Seifenrand gebildet, und ich habe den leisen Verdacht,
dass ER diesen Rand zwar wahrnimmt, aber ihn mit der Idee im
Hinterkopf unbeseitigt lässt, man könnte ja im Notfall einfach noch
ein wenig abkratzen und weiterverwenden und brauchte dann noch nicht
so bald einkaufen zu gehen. Möglicherweise glaubt er aber auch, man
muss ein Muster aufheben, damit die neue Flasche sich beim Wachsen
daran orientieren kann.
Kennen
Sie diesen durch und durch vorwurfsvollen Blick in SEINEN Augen,
meine Damen, wenn er aus dem Bad kommt und erklärt: „Das Duschgel
ist alle!“? Es heißt ja, dass Männer immer genau das meinen, was
sie sagen; in diesem speziellen Fall ist meine Erfahrung jedoch eine
ganz andere. Der Satz „Das Duschgel ist alle!“ bedeutet richtig
übersetzt folgendes: „Als ich noch klein war, gab es eine Fee, die
immer neues Duschgel gemacht hat! Wo ist sie hin, und warum zwingst
du mich, der Realität ins Auge zu schauen?“ „Ganz egal, ob du
hier wohnst oder nicht, DU bist dafür zuständig, dass ich neues
Duschgel bekomme. Also – wo ist es?“ „Du liebst mich nicht,
denn du zwingst mich einkaufen zu gehen, obwohl du ganz genau weißt,
dass ich davor Angst habe!“ und „Mach, dass neues wächst und
besorge auch gleich Toilettenpapier, Zahnpasta und Rasierschaum!“
Und
kennen Sie den heftigen Anflug schlechten Gewissens angesichts dieser
Feststellung? Mir jedenfalls brennt sich dieser verletzte und
hilflose Blick ins Gedächtnis ein, und wenn ich in nächster Zeit
auch nur von ferne die Beleuchtung eines Drogeriemarktes sehe, stürze
ich sofort hinein und kaufe mehrere Flaschen Duschgel. Allerdings
erwische ich immer die falsche Sorte, denn er benutzt ein ganz
bestimmtes, und es darf auch nur dieses und kein anderes sein, weil
sonst seine Haare so widerspenstig werden, ganz abgesehen von seiner
empfindlichen Haut, die besondere Pflege benötigt;
selbstverständlich gibt es diese spezielle Marke nicht überall zu
kaufen, und so weit, dass ich eine großangelegte Recherche nach dem
richtigen Duschgel für Haut und Haar starte, geht mein schlechtes
Gewissen denn doch nicht.
Ein
weiteres Objekt der männlichen Wundergläubigkeit sind nasse
Handtücher. Er würde niemals, wirklich niemals auf die Idee kommen,
dieses pitschnasse Etwas nach der Benutzung aufzuhängen. Wären wir
in einem Hotel, würde ich dieses Verhalten als Aufforderung zum
Handtuchwechsel in Richtung Reinigungspersonal verstehen. In einer
gemeinsam genutzten Wohnung oder bei gegenseitigen Besuchen kommt
eine solche Alternative aber nicht in Frage. Trotzdem, er scheint
sicher zu sein, dass sein Handtuch entweder von allein trocknet oder
die schon erwähnte Fee ihren Zuständigkeitsbereich von der
Wiederbeschaffung verbrauchter Toilettenartikel auf das Trocknen von
nassen Handtüchern erweitert.
Ganz
davon abgesehen, dass ich mir überhaupt nicht erklären kann, warum
ein Mann nach dem Duschen viel nasser ist als eine Frau. Oder ist
Ihnen bisher entgangen, dass ein benutztes Männerhandtuch vor dem
Aufhängen ausgewrungen werden muss, weil es sonst tropft, das der
dazugehörigen Dame, die die gleiche Dusche benutzt und außerdem
meist längere Haare hat, im Vergleich dazu gerade mal ein wenig
feucht zu sein scheint?
Der
Ort, an den das nasse Handtuch nach Gebrauch verbracht wird,
variiert. Mal finde ich eines in der Duschwanne, mal davor, mal hängt
er es über den Badewannenrand (nein, er zieht es nicht
auseinander, sondern knüllt es zusammen und hängt es dann!), mal
schafft er es sogar, den eigens dafür angeschafften Ständer zu
benutzen, auf den dann das immer noch geknüllte Handtuch gelegt
wird. Wäscheklammern kennt er zwar und ist auch in der Lage, sie als
solche zu identifizieren, in der Benutzung hat man ihn aber scheinbar
niemals hinreichend unterwiesen.
Eine
Freundin berichtete kürzlich von einer weiteren Variante: Sie hatte
Übernachtungsbesuch von einem neuen Liebhaber, und dieser hat nach
dem Abtrocknen das nasse Handtuch wieder ordentlich zusammengefaltet
und auf den Stapel zurückgelegt. Sie fand es einige Tage später.
Mit halb ertrunkenen Ohrenkneifern und drei orientierungslosen
Silberfischchen drin.
Ich
habe ihm schon mehrfach erklärt, dass man den Trockenvorgang immens
beschleunigen kann, wenn man ein nasses Handtuch aufhängt,
möglicherweise sogar mit Wäscheklammern, und ich wäre auch bereit,
mit ihm zu üben. Dann sah ich jedoch das Leuchten in seinen Augen,
als er mir erklärte „Schatz, du kannst so etwas viel besser als
ich! Irgendwie scheine ich einfach zu ungeschickt zu sein –
möchtest du diese verantwortungsvolle Aufgabe nicht gleich
übernehmen?“ und beschloss, auch den Regenwurm, den ich kürzlich
aufschreckte, als ich eines dieser nassen Handtücher
auseinanderfalten wollte, zu ignorieren und ihm sein Feuchtbiotop zu
erhalten.
Eine persönliche Information zum Schluss: Bei dem hier beschriebenen Exemplar handelt es sich um einen lebenden männlichen Menschen, dessen Handtücher ich persönlich kennenlernen durfte. Inzwischen bin ich ja glücklich mit dem besten Ehemann von allen verheiratet - und das ist er nicht nur, weil er weiß, dass es keine Duschgelbeschaffungs- und Handtüchertrockenmachfee gibt!
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