Schildwall!

Früher, als ich noch jung war und mit anderen jungen Menschen studiert habe, weil wir etwas lernen, uns politisch engagieren oder in Ruhe Party machen wollten, also noch Zeit hatten, verbrachten wir oft mehr davon im studentischen Aushilfsjob als bei Vorlesungen. Und in einem dieser Jobs gab es einen sehr interessanten Kollegen. 

Der beste Ehemann von allen würde jetzt wahrscheinlich wieder die Augen rollen, tief seufzen und sich fragen, warum diese Frau, die er da geheiratet hat, so ungern schnell auf den Punkt kommt. Vielleicht hat er deshalb auch immer darauf bestanden, nicht uneingeschränkt "Ja!" zu meinem Antrag zu sagen, sondern stets betont: "Aber dann muss in den Kontrakt hinein, dass ich's erschlagen darf!"

Und wieder abgewichen!

Dieser Kollege also, Bohnenstangenfigur, Vater von zwei Kindern und Mann einer Frau, die bereits fertig studiert hatte, trockener Humor, sagte gern, um einen Gesprächspartner kurz zur Ruhe zu bringen: "Wir sollten mal wieder in Dänemark einmaschieren - die würden vielleicht gucken!" Das hat immer ganz wunderbar funktioniert, vorausgesetzt natürlich, das Gegenüber hatte die Kapazität, zuzuhören.

Dieser Ausspruch kam mir heute früh in den Sinn, als ich über eine meiner Lieblingsserien, "Vikings" nachdachte. Ich würde auch so gern einmal "Schildwall!" brüllen und mich dann zusammen mit den anderen Kämpferinnen in die Schlacht stürzen. Die Haare entweder zum Zopf geflochten oder wild um den Kopf wehend, das Gesicht bemalt für den Kampf, mit Schild und Schwert einen Gegner nach dem anderen niedermähend, um am Ende blutbespritzt, aber glücklich heimzukehren.

Überhaupt keine Angst vor dem Tod zu haben, weil man ja weiß, dass Walhalla die Helden und Heldinnen erwartet und man einfach immer weitermachen darf.

Später habe ich versucht, das auf die Gegenwart zu übertragen. Mit Baseballkappe, Steppweste und Einkaufsbeutel bewaffnet bestieg ich meinen treuen Peugeot 206 Diesel, stellte Scooter auf volle Lautstärke, brüllte immer mal wieder "Hyperhyper" und "Schildwall!", stellte mich beim Discounter dem Kampf um die Sonderangebote und kehrte siegreich mit zwei Primeltöpfen und fair gehandeltem Espresso heim.

Ganz ehrlich: Irgendwie war das nicht dasselbe...