11 Juni 2017

Wanstrammeln oder ein Loblied aufs Nordhessische

Das ist nordhessisch und bedeutet "Bauchschmerzen". Es gibt für mich kein besseres Wort, um diese unangenehme Begleiterscheinung eines Zuviel an Brausebonbons, Cola, Kaffee, Schweinkram im Allgemeinen zu erklären. Wanstrammeln kann ein leichtes Grummeln mittschiffs sein im besten Fall, und es kann einen aufs Lager werfen mit Wärmflasche und Gejammer und Fieber im schlimmsten.

Der Nordhesse hat schöne Wörter. Nordhessisch scheint eine Sprache zu sein, die mir in die Wiege gelegt wurde, ohne dass es mir bewusst war. Was habe ich mich mit meiner Muttersprache, Plattdeutsch, abgequält, bis mir überhaupt nur ein paar Sätze gelangen! Der spektakulärste noch heute: "Wutt je noch Plumenkoken?" Das bedeutet: "Wollt Ihr noch Pflaumenkuchen?" und ist leider nur selten anwendbar.
Nordhessisch ist da anders. Da kann man immer mal wieder ein paar Wörter einstreuen. "Ich such' das schon als!" sagte kürzlich mein Chef und zeigte mit dem Wörtchen "als" an, dass er das schon länger tut und ich schuld war, weil ich es versteckt hatte.
Oder "Sprech ich vor ihm..."*. Auch schick. Nein, "wir" Nordhessen reden nicht miteinander, wir sprechen vor uns. Manchmal auch nur hin. Wir sind eben annasta. Aber das erwähnte ich ja schon.

Ja, ich stamme aus dem Teil Deutschlands, in dem man angeblich das beste Hochdeutsch spricht. Mir doch egal! Nordhessisch ist viel schöner.

Aber eigentlich wollte ich mich nur entschuldigen, wenn ich mich eine Weile nicht melde. Ich habe als zus Wanstrammeln. Das macht mich zum muggschen Oos, und bevor ich Blärrmull von mir gebe, halte ich doch besser gleich Ruhe. Oder's Mull, wie der Kasseläner zu sagen pflegt.


*Das spricht man ungefähr so aus: "Spreschisch voa im."

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen