29 Oktober 2017

Ich will mich nicht trennen!

Denn ich trenne mich schwer. Das gilt sowohl für Personen als auch für Dinge. Meine Freunde zum Beispiel, also lange bevor ich den besten Ehemann und Handwerker von allen kennenlernen durfte: Da habe ich mich erst nach langer, langer, langer Zeit getrennt - und meistens frühestens zu einem Zeitpunkt, bis zu dem sie wirklich ausnahmslos allen Mist gebaut hatten, den man meiner Ansicht nach als Lebensabschnittspartner bauen konnte.
Bis dahin habe ich aus- und durchgehalten. Ich gebe zu: Für den jeweiligen Freund kam mein Weggang manchmal etwas überraschend, was meiner Ansicht nach aber daran lag, dass die Herren sich nicht die Mühe gemacht haben, einmal hinter der Fassade nachzusehen. Da bin ich nämlich so ein bisschen wie Quedlinburg. Vorn und gut sichtbar das Fachwerk, adrett, ordentlich, zwar schon etwas älter, aber fein und gründlich restauriert. Aber wehe, Sie machen die Tür zu einem Hinterhof auf! Da liegt der Müll herum, und es gammelt an allen Ecken und Enden!
Bei mir hat eben niemand die Tür zum Hinterhof aufgemacht, und deswegen waren sie dann immer recht irritiert, wenn ich weg war - samt schicker Fassade und Altlasten.

Genauso ist es mit Dingen. Ich trenne mich nicht oder nur im äußersten Notfall von Dingen. Da habe ich den Wahlspruch meines Lieblingsonkels und großen Sammlers übernommen, der auch zu völlig vergammelten und kaum noch brauchbaren Gegenständen sagte: "Da ist doch das Neue noch nicht von!" und sie mit Zähnen und Klauen gegen fremden Zugriff verteidigte.

So habe ich zum Beispiel zusammen mit meinem lieben Mann auch einen Dyson geheiratet und nach einigem Zögern sogar adoptiert. Obwohl ich ihn zuerst doof fand. Die haben nämlich keinen Beutel, deshalb muss man ab und an das Behältnis saubermachen und läuft dann Gefahr, an einer Staublunge einzugehen. Außerdem sind die auch irgendwie anders.
Gerät, Sauber, Reiniger, Häuslich, Staub


Aber bald fand ich ihn großartig und habe das Staubsaugen zu meinem Tätigkeitsbereich gemacht. Freiwillig.

Eines Tages ist mir versehentlich das lange Ende vom Dyson umgefallen, und dabei ist das Plastikteil abgebrochen, das den Schlauch mit der unteren Düse verbindet. 


Falls hier Männer mitlesen: Versuchen Sie bitte nicht zu verstehen, welchen Teil des Staubsaugers ich damit meine! Das wird Ihnen nicht gelingen, genausowenig wie es mir gelingen wird, Ihnen ohne Zeichnung begreiflich zu machen, wovon ich rede. Hören Sie einfach auf, weiterzulesen und machen Sie, was Sie sonst so tun, wenn Sie von einer Frau vollgequatscht werden.


Erst habe ich versucht, das irgendwie zu kleben, dann habe ich meinen Mann gebeten, das irgendwie zu kleben, und noch später habe ich gedacht: "Jetzt ist es Zeit für einen Neuen." Staubsauger, nicht Mann.

Aber es ging doch immer noch ganz gut, und ich hatte mich bald daran gewöhnt, auf Händen und Knien über den Fußboden zu krabbeln und mit der kleinen Düse zu hantieren. Das hat so etwas Meditatives.
Retro, Jahrgang, Dame, Hausfrau, Rot
So kann ja jede...

Wieder einige Zeit später war auf einmal auch ein Stück Schlauch porös. Das konnte ich mit einer größeren Menge Paktetklebeband (oder wie das heißt) irgendwie kleben. 

Was die Sache nicht besser macht: Seit der Satansbraten im Hause ist, hängen überall am Dyson Hundehaare, weil sich das Ding immer statisch auflädt. Und die Haare gehen nicht wieder ab. Egal. Es ging bis jetzt, dann geht es auch mit ein paar Hundehaaren.

Also sauge ich im Vierfüßlerstand und mit der kleinen Düse, bekomme dabei immer mal wieder Hundehaare in die Nase und denke dabei: "Ach, das geht noch eine Weile. Ist ja das Neue noch nicht von."

Und wenn wir nicht gestorben sind, dann saugen wir auchheute...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen