03 Februar 2018

Das soll es jetzt also gewesen sein...

So lauteten die möglicherweise letzten Worte eines Menschen, der gestorben ist und dem sein nahender Tod bewusst war.

Das wurde mir heute erzählt, und es beschäftigt mich seitdem. Was mag der Gedanke hinter diesem Ausspruch sein?  Wenn ich sage: "Das soll es jetzt also gewesen sein.", frage ich doch auch, ob wirklich nichts mehr kommt. Und ich frage mich, ob ich alles mitgenommen habe, was mein Leben für mich vorgesehen hatte vor vielen Jahren, als ich auf diese Welt kam.
Mich macht die Vorstellung traurig, dass ich kurz vor meinem Tod solch eine Frage stellen müsste, denn für mich bedeutet es, dass noch etwas fehlt und ich noch nicht bereit bin zu gehen.
Deswegen frage ich mich auch genau jetzt, ob ich aus diesem Tag das gemacht habe, was ich daraus machen konnte - das für mich Beste. 

Nö. Habe ich nicht. Ich habe gearbeitet, gefroren, den Wochenendeinkauf erledigt, immer mal wieder geschmollt und gegrollt und drei Folgen "Hawaii Five 0" geguckt, dabei Luftblasen auf meinem Handy erschossen und zwischendurch gepennt. Ich habe nicht innegehalten, um morgens den Vögeln beim Zwitschern zuzuhören, ich hatte nicht die Geduld, mit meinem schnupperigen Hund eine längere Runde zu drehen, und von all diesem Nicht-Tun war ich abends zu müde, um den Tag noch einmal zu überdenken.
Wäre ich also gestern vor den Bus gelaufen und hätte noch Zeit gehabt, etwas zu sagen, dann hätte ich wahrscheinlich: "Ich Volltrottel - warum habe ich heute nicht gelebt?" gefragt.

Eichelhäher, Vogel, Konar, WinterAlso nehme ich mir das mit dem Leben für heute vor. Ist ein guter Tag dafür. Jeder Tag ist ein guter Tag, um mit dem Leben anzufangen. Auf dem Baum vor meinem Fenster hat gerade ein Eichelhäher gesessen, und ich hatte ein paar Minuten lang die Gelegenheit, sein buntes Gefieder zu bewundern und mich, als er krähend davonflog, zu freuen, dass es offensichtlich Lebewesen gibt, die noch schlechter singen als ich...

Ich nehme mir übrigens nicht vor, das jetzt immer so zu machen. Das macht mir Stress. Ich versuche es für heute. Und wenn diese 24 Stunden mir als zu lange Zeitspanne erscheinen, versuche ich es nur für Jetzt. Mehr kann ich nämlich nicht überblicken. Gestern ist nicht mehr zu ändern, und morgen noch nicht da. Aber jetzt, heute, will ich alles in meiner Macht Stehende tun, um am Abend sagen zu können: "Ja! Das ist es gewesen!"

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