02 Juni 2008

Ich dichte, also bin ich

Vor langer Zeit hab' ich entschieden,
dass mein Leben Schreiben sei.
Ich fuhr ein Taxi, war zufrieden,
weil ich glaubte, ich sei frei.

Dann, eines Nachts, ich stand am Bahnhof,
war müde, hatte nichts verdient,
da schrie es in mir: "Bist Du doof?"
"Du bist zu Besserem bestimmt!"

"Studieren sollst Du, Zettel sammeln,
auf denen steht, dass Du was kannst.
Hör auf, ins Diktaphon zu stammeln,
züchte Dir lieber einen Wanst."

Und den bekam ich dann vom Sitzen,
vom Lernen, Essen, Diskutier'n.
Nur Mathe brachte mich zum Schwitzen,
denn das ging mir nicht ins Hirn.

Dann war ich Dipl. Ökonomin,
voll Stolz erhielt ich mein Diplom,
doch heute weiß ich nicht, wohin,
und frage mich: "Wo ist der Lohn?"

So habe ich vor kurzer Zeit
den Zettel abgehängt.
"Diplom" stand darauf, groß und breit,
doch alles in mir drängt:

"Schreibe, lebe, hab' den Mut,
nichts anderes zu tun.
Gib alles, auch des Herzens Blut,
für Deinen späten Ruhm!"

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