29 Juli 2008

Metaphern

Das ist eine sehr schöne Kreativitäts- und Wünschübung: Finde jeweils eine Pflanze, ein Tier, eine Farbe und einen Ort, die Deine derzeitige Situation und Dein Ziel, Deinen Wunsch, Deine Zukunft repräsentieren. Dann verbinde beides zu einer Geschichte. (Ganz nebenbei ist das natürlich auch eine großartige Möglichkeit, nichts zum Thema "Danach" zu schreiben...)

Gegenwart: Kiefer, Katze, rot, Wald.
Zukunft: Sonnenblume, Adler, blau, Strand.

Beim Laufen bin ich von meinem üblichen Weg abgekommen und habe einen Abzweig genommen, der tiefer in der Wald hineinführte, statt mich zum Ausgangspunkt zurückzubringen. Der Weg wird immer schmaler, bis er nicht mehr ist als ein zugewachsener Trampelpfad. Ist hier wirklich schon einmal jemand entlanggegangen? Ich kann weder Fußabdrücke erkennen noch Reifenspuren, und mir wird ein wenig mulmig bei dem Gedanken, ich könnte mich verirrt haben.
Längst laufe ich nicht mehr, sondern setze vorsichtig einen Fuß vor den anderen aus Angst, umzuknicken und mich nicht mehr aus eigener Kraft fortbewegen zu können.
Die Bäume scheinen näher zu kommen, Nadelbäume, die dunkel und bedrohlich aussehen.

Nach einiger Zeit sehe ich vor mir eine Lichtung und beschließe, Rast zu machen und mir in Ruhe zu überlegen, wie ich aus diesem verdammten Wald wieder herauskomme. Ich lehne mich mit dem Rücken an den Stamm einer Kiefer, spüre die Rinde an meiner Haut und beruhige mich ein wenig.
Auf einmal höre ich ein leises "Miau". Ich stehe auf, schaue mich um und sehe über mir eine rotgetigerte Katze, die sich ängstlich an einen Ast klammert. Ich weiß nicht, wie sie in den Baum geraten ist, aber ganz offensichtlich ist sie zu hoch hinaufgestiegen und kommt jetzt nicht mehr herunter. Beruhigend rede ich auf das Tier ein, während ich langsam auf den Baum klettere. Als ich bei der Katze angekommen bin, strecke ich vorsichtig die Hand aus und streichele sie. Sie scheint zu spüren, dass ich ihr helfen will, denn sie weicht nicht aus. Ich nehme sie im Nackenfell, den Katzengriff kenne ich noch, hebe sie von ihrem Ast herunter und klemme sie mir unter den Arm. Nach ein paar Minuten sind wir beide glücklich vom Baum heruntergestiegen. Ich setze die Katze auf den Boden, streichele ihr noch einmal über den Kopf und erwarte, dass sie weiter ihres Weges zieht. Katzen sind nicht für Dankbarkeit oder ein verbindliches Wesen bekannt.

Doch diese Katze hat andere Pläne. Sie streicht mir um die Beine, schnurrt. Da sich meine Situation seit der Rettungsaktion nicht verändert hat, setze ich mich wieder hin, streichele die Katze und lehne meinen Kopf an den Stamm der Kiefer.

Ich schlafe ein. Ich träume. In meinem Traum sitze ich weit oben auf einem Felsen, unter mir liegt ein langer, einsamer Strand, das Meer leuchtet in tausend Blau- und Grüntönen, keine Wolke am Himmel. Seltsamerweise habe ich in meinem Traum keine Höhenangst, kann furchtlos hinunterschauen.
Neben mir auf dem Felsvorsprung steht eine Sonnenblume, deren Samen der Wind an diesen Ort getragen haben muss und die trotz der Trockenheit gewachsen ist und jetzt in voller Blüte steht.
Ich schaue weiter hinunter auf den Strand, sehe die Wellen, erkenne sogar Fische im Wasser. Meine Sinne sind geschärft, ich habe Adleraugen. Adleraugen? Auf einmal verspüre ich den Drang, mich von dem Felsen hinunterzustürzen und zum Meer hinunterzufliegen. Fliegen? Ich bin ein Adler! Ich breite meine Schwingen aus und lasse mich fallen. Ich kann fliegen! Ich schwebe langsam herab, spüre den Wind in meinen Flügeln, und obwohl ich doch ein Adler bin, ein Tier, fühle ich ein ganz menschliches Glück. Schwerelosigkeit. Freiheit. Ich kann fliegen, wohin ich will, keine Grenzen werden mich aufhalten.

Ich wache auf, den Rücken noch immer an den Kiefernstamm gelehnt. Die Katze ist fort, und es dämmert bereits. Aber ich kenne jetzt meinen Weg.

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