30 September 2008

Das "Aber" und sein Liebe zum "Eigentlich"

Heute mittag habe ich ja bereits festgestellt, dass "Eigentlich wollte ich..." bedeutet: "Ich habe nicht..."
Jetzt ist das "Aber" dran. Das ist nämlich genauso ein Lügenbold wie "Eigentlich". Das Perfide am "Aber" ist jedoch, dass es zunächst ganz nett und freundlich daherkommt und so tut, als würde es jedes Wort des Gegenübers glauben und gutheissen.

Stellen Sie sich vor, jemand sagt zu Ihnen: "Ich finde es großartig, wie Du das gerade gemacht hast!" Ist doch ein schöner Satz, oder? Ein Satz, der uns bestätigt, schmeichelt, liebkost, den Bauch pinselt, kurz, ein Satz, der aus der Wertschätzung des Sprechers uns gegenüber entstanden ist.

Doch von hinten links hat sich das "Aber" angeschlichen; vielleicht hat nicht einmal der Sprecher gemerkt, dass es auf einmal da ist. Und so wird aus dem schönen, bestätigenden, wertschätzenden Satz dann dieser: "Ich finde es großartig, wie Du das gerade gemacht hast, aber könntest Du Dir vorstellen, es auch anders zu machen?"

Ich übersetze Satz 1: "Ey, voll fett das, hastes echt voll cool draufgehabt heute!"
Und hier ist Satz 2: "Ey, voll fett das, hastes echt voll cool draufgehabt heute, aber irgenwie wars trotzdem voll der Scheissndreck, sorry."

Was hören bzw. lesen wir aus diesen thematisch verwandten und nur phonetisch veränderten Aussagen: "Eigentlich (Uups, wo kommst Du denn auf einmal her? "Eigentlich" hatten wir doch schon!) finde ich das, was Du gemacht hast, Scheiße und bin sicher, dass ich es besser könnte."

Gern genommen wird auch: "Ich gönne Dir XYZ, ...ABER... Du bist immer so arrogant, wenn Du einen Erfolg hattest!" Da haben wir dann zum den ersten Halbsatz negierenden "Aber" noch eine echt übel beschissene Verallgemeinerung, im NLP auch "Metasprache - Generalisierung" genannt. Immer alle.
"Wer genau und wann genau?" sollten wir dann sofort fragen. Aber der Sprecher wird unsere Frage sehr wahrscheinlich als Provokation auffassen.

Da habe ich mich doch gerade auch von so einem klitzekleinen "Aber" verscheissern lassen. Ich wollte es in diesem Satz überhaupt nicht haben, und trotzdem hat es sich hineingemogelt. Und was sagt Ihnen das? Genau, ich frage zumindest nicht "Wer genau und wann genau?", sondern halte die Klappe. ABER EIGENTLICH hätte ich fragen wollen. In echt.

Ich fasse zusammen: "Aber" ist ein Miststück, denn meistens schleicht es sich heimlich ein. So eine Art BND-Killer für positive Aussagen, die Königsmörderin eines Halbsatzes. Wer nach einem halben Satz "Aber" sagt, sollte sich überlegen, warum er ihn überhaupt gebildet hat. Denn er (oder sie) möchte doch sagen, was ihm (oder ihr) nicht gefällt.

Sehr beliebt: "Ich liebe Dich, aber Du engst mich ein." könnte man übersetzen mit: "Geh mir von der Pelle, oder ich bin weg!" Ist natürlich meine ganz persönliche Interpretation.

Aber vielleicht gehen Sie auch einmal in sich? Was wollen Sie eigentlich sagen, wenn Sie dem "Aber" mitten in Ihrem Satz nicht schnellstmöglich den Laufpass geben? Ist Ihnen die positive Aussage am Anfang oder die Negation nach dem "Aber" wichtig? "Ich finde Dich gut, aber..." bedeutet doch nichts anderes als "Ich finde Dich nicht gut." (bestenfalls) oder "Ich finde Dich sowas von voll Scheisse!" (schlimmstenfalls).

Was halten Sie davon, wenn wir "Aber" und "Eigentlich" in die Wüste schicken und uns mitteilen, was wir wirklich denken?

Ich soll anfangen? Warum denn immer ich? Klar, eigentlich spiele ich schon gern die Vorreiterin, aber muss das ausgerechnet heute sein???

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