14 Oktober 2008

Nächtliche erste Kapitel

Bin heute nacht um 4.00 Uhr aufgewacht mit einem Satz im Kopf, der sich regelrecht festgefressen hat. Der Beginn? Ich fand ihn so wichtig, dass ich aus dem Bett gestiegen, im Dunkeln zum Schreibtisch gestolpert bin, dann den Lichtschalter gesucht (und gefunden) und den Satz aufgeschrieben habe.
Danach war ich so wach, dass ich eigentlich hätte aufbleiben können. Aber es war 4.00 Uhr, und ich hatte höchstens drei Stunden geschlafen. Also Licht aus und ab ins Bett.
Dort wälzte ich mich für eine Weile hin und her, bis sich aus irgendeiner Ecke meines Gehirns die Sätze zwei, drei und vier hinaus in die noch nicht vorhandene Morgendämmerung wagten. Und wieder solche schönen Sätze, die genau zum ersten passten! Ich legte also den gleichen Weg noch einmal zurück, schrieb auch die Sätze zwei, drei und vier direkt unter Satz eins und marschierte zum zweiten Mal zurück ins Schlafzimmer.
Natürlich war ich immer noch hellwach und nahm mir vor, aufzustehen, wenn sich jetzt noch weitere Sätze, womöglich gar ganze Kapitel, in meinem Kopf breit zu machen versuchten. Grübelnd schlief ich ein.

Der Wecker klingelte um 6.30 Uhr. Guten Gewissens, immerhin hatte ich ja schon vorgearbeitet, snoozte ich mich weiter bis 7.00 Uhr. Dann das allmorgendliche Ritual: Wasser aufsetzen, Kaffee in die Kanne, Übriggebliebenes in die Geschirrspülmaschine räumen, ins Bad gehen und im Sprint wieder zurück in die Küche, weil das Kaffeewasser überkocht. Wirklich, da betätige ich mich seit fast zwei Jahren als ayurvedische Meisterköchin, aber an Wasser scheitere ich in schönster Regelmäßigkeit!
Kaffee und Tasse wieder ins Schlafzimmer getragen, Tagebuch schreiben und Tarot-Karte für den Tag ziehen. Neuerdings fallen mir häufig zwei heraus. So auch heute: Die Kaiserin und der Hohepriester. Die wollen beide, dass ich meine männlichen und weiblichen Anteile in friedlicher Koexistenz vereine, mich und andere liebe und die Dinge geschehen lasse. Kurz gefasst.
Dann die morgendliche Yoga-Einheit, haufenweise Tee gekocht und ab an den Schreibtisch, Tetris spielen und Spams löschen. Die haben noch nicht herausgefunden, dass ich mit Viagra keinen Längeren bekomme und auch nicht länger kann. Und Frauen will ich auch nicht beglücken, jedenfalls nicht so.

Nach den üblichen Ausweichmanövern habe ich mich heute relativ schnell berappelt und mit einem neuen Literaturwettbewerbsbeitrag angefangen. Da das Thema freigestellt war, habe ich kurzerhand Texte aus meinen letzten Lesungen zusammen gebastelt, mit - meiner Ansicht nach - hochintelligenten Zwischensätzen verbunden und daraus "Nicht kompatibel!" gemacht. Worum es geht? Natürlich um Männer, deren Kühlschränke, Badezimmer und sonstigen putzigen Gewohnheiten. Ausnahmsweise habe ich einmal so getan, als hätten Frauen keine Eigenarten. Sch... auf Gerechtigkeit und politische Korrektheit!
Gegen 14.30 Uhr
habe ich mein Werk dann in sechsfacher Ausfertigung zur Post befördert in der Hoffnung, dass es rechtzeitig in Österreich ankommt. (Ja, ich beteilige mich international! Muss ja schonmal für später üben...)

Dann sehr spätes Mittagessen, noch mehr schreiben, und am frühen Abend ein kurzer Lauf in das Studio, in dem ich heute Pilateskurs gegeben habe. War als Erholung gedacht. Ging aber bergauf. Knie und Hüfte gut, Rücken naja.

Als ich mich dann vor einer halben Stunde wieder an den Schreibtisch gesetzt habe, fielen mir ein paar beschriebene Blätter ins Auge. Was, zum Donner, habe ich da geschrieben? Wann habe ich das geschrieben? Und was soll dieser Kauderwelsch bedeuten??? Sollte ich das erste Kapitel meines neuen Romans auf Kisuaheli geträumt haben?

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